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Führung schnell »verschnarcht«

Ermisch-Ärger über Tiefschlaf nach der Pause - Taverna tragische Figur

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Emsdetten lässt schön grüßen. Fast auf identische Weise wie vor einigen Wochen im »Endspiel« bei der Spvg. Emsdetten, so kassierte der SC Verl auch gestern gegen die Bundesliga-Amateure des FC Schalke 04 eine unnötige 1:3-Schlappe trotz einer verdienten 1:0-Führung. »In nur fünf Minuten Tiefschlaf haben wir alles verspielt«, grämte sich Trainer Mario Ermisch über die beiden schnellen und völlig überflüssigen Gegentreffer zwischen der 46. und 50. Minute.

Wobei sich Gäste-Coach Gerd Kleppinger über einen wahren Glücksgriff freuen durfte. Denn der nach der Pause eingewechselte Marco Antwerpen erzielte bereits bei seinem ersten Ballkontakt - allerdings mit freundlicher Unterstützung von Torwart Marco Kirchhhoff und dem diesmal total indisponierten Giovanni Taverna - den Ausgleich. Schalkes kahlköpfiger Joker war nur zwei Minuten später auch am 1:2 beteiligt, das der für die SCV-Hintermannschaft (ohne den erkrankten Routinier Frank Scharpenberg) viel zu flinke Kai Hesse markierte.
Zusätzliches Handicap der Gastgeber: Ab der 55. Minute mussten sie in Unterzahl agieren, weil sich Stefan Siedschlag die gelb-rote Karte eingebrockt hatte. Schon der dritte Schock in relativ kurzer Zeit. Doch trotz Dreifach-Schock und Unterzahl lag der Ausgleich in der Luft. Die tragische Figur hieß gestern Taverna, dem auch beim Stürmen das Fortune fehlte: Nach einem Rakic-Kopfball versemmelte der Routinier eine Riesenchance aus zwei Metern, wenig später scheiterte Giovanni erneut aus prima Position. »Das war ein Knackpunkt der Partie. Es hätte auch leicht 2:2 stehen«, räumte »Kleppo« ein. Und dann krachte für Verl der Schuss wieder nach hinten los: Hesse übersprintete einmal mehr die »SCV-Schnecken«, machte mít dem 1:3 alles klar.
»Das Ergebnis entspricht nicht ganz dem Spielverlauf«, verwies Ermisch auf die stärkste Phase seiner Schützlinge zwischen der 15. und 45. Minute. Da bekamen sie die Königsblauen in der Tat immer besser in den Griff und gingen auch konsequenterweise in Führung - der wieder kampfstarke und lauffreudige Lukas Krause traf zum 1:0. »Statt aber nachzulegen, haut uns der FC noch zwei Dinger rein. Dabei hatte ich in der Kabine vor Antwerpen eindringlich gewarnt«, kritisierte Ermisch die Nachlässigkeiten im eigenen Strafraum. »Zwei bis drei Leistungsträger, auf die wir uns zuletzt immer verlassen konnten, lagen heute leider daneben«, bedauerte der Trainer und meinte damit auch Keeper Marco Kirchhoff. Vor allem sein Timing beim Herauslaufen haute oft nicht hin.
Das zeigte sich schon in der ersten Viertelstunde, in der noch die Schalker dominierten und Verl bei Hesses frühem Pfostenschuss glimpflich davon kam. Dass sich sein personell arg dezimiertes Team (nur drei Feldspieler auf der Bank) dann die Karten vorübergehend aus der Hand nehmen ließ, dafür machte Gerd Kleppinger in erster Linie das FCS-Mittelfeld verantwortlich: »Wir haben in diesem Spielabschnitt zu wenig nach hinten gearbeitet und somit den Gegner stark gemacht.«
Doch der zweite Durchgang versöhnte den Ex-Gütersloher wieder, der ja »auf Schalke« bald ausscheidet. »Ich meine, dass unser Sieg in Ordnung geht.«

Artikel vom 17.05.2005