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Anke Kemmener im Temporausch

Harsewinkeler Nightrun: Hermannslauf-Siegerin pulverisiert den Streckenrekord

Harsewinkel (cas). Stefan Schwenke warnte die vielen Zuschauer schonmal vor. »Beide Streckenrekorde sind heute in Gefahr«, verkündete der Night-run-Sprecher nach der dritten von vier superschnellen Runden an der Spitze des Feldes. Während aber Markus Biehl die Bestmarke von Ingmar Lundström nur um eine winzige Sekunde übertraf (31:51 Minuten), wurde der Rekord der Frauen von Anke Kemmener förmlich pulverisiert.

Die Hermannslauf-Championesse war mehr als eine Minute schneller (35:23) als die Vorjahressiegerin Katharina Marczok (37:37). »Das ist Bestzeit für mich. Stimmt denn die Streckenlänge auch?«, staunte die Lady aus Espelkamp selbst über ihren Geschwindigkeitsrausch. So kursierten unter den Teilnehmern unterschiedliche Gerüchte. »100 Meter zu kurz«, vermuteten die einen. »100 Meter zu lang«, argwöhnten wiederum andere. Cheforganisator Robert Becker vom Ausrichter TriSpeed Marienfeld konnte aber alle beruhigen: »Die Distanz stimmt hundertprozentig, wir haben sie amtlich vermessen lassen.«
Der Doppel-Coup ist wohl nicht nur der Qualität der beiden souveränen Sieger zu verdanken - ihre Rekordjagd wurde auch von den für Läufer optimalen äußeren Bedingungen begünstigt. »Es ging mir gar nicht darum, hier den Rekord zu knacken. Ich habe ich mich nur an die Marschroute meines Trainers Udo Brand-Hüdepohl gehalten, wonach ich unter 32 Minuten bleiben sollte. Und das hat hervorragend geklappt«, berichtete Markus Biehl, der sich auf dem Mindener Marathon vorbereitet und an der Weser in weniger als 2:30 Stunden finishen will.
Womöglich wäre der hagere Langstreckler mit seinem eleganten Stil am vergangenen Samstag noch schneller gewesen, wenn ihn auf den letzten 400 Metern nicht Seitenstiche geplagt hätten. »Klasse Atmosphäre und ein perfekt abgesperrter Kurs - die Organisatoren haben ganze Arbeit geleistet. Harsewinkel gehört zu den schönsten Veranstaltungen der Region«, gefiel es Biehl - und nicht nur ihm - ausgezeichnet in der Mähdrescherstadt.
Einziger Minuspunkt: Lediglich zwölf Unentwegte nahmen das Power Walking-Angebot wahr. »Das war leider ein Stimmungskiller, deshalb werden wir Walking aus unserem Programm kippen«, kündigte Robert Becker für die vierte Auflage an. Eine zeitliche Straffung wäre ebenfalls angebracht. Denn die Pause von 50 Minuten bis zum 5 km-Teamlauf für Firmen und Behörden geriet zu lang. Ansonsten durften Becker und seine zahlreichen Helfer-Boys sehr zufrieden sein: Mit rund 1000 Startern gab es auch in punkto Teilnehmerresonanz eine weitere Steigerung. »Dabei wurde uns wegen des Pfingst-Termins schon ein Reinfall prophezeit«, resigistrierte Becker das nächtliche Menschengewusel mit Genugtuung.
Unter den rund 2000 Zuschauern auch ein alter Bekannter: Der für den TV Wattenscheid startende Gütersloher Christian Sperling, der jetzt in Köln Sportwissenschaften studiert, konnte in Harsewinkel nicht mitpesen: Sperling benötigt alle Kräfte für das Sportfest in Koblenz, wo er die 5000 m unter 15 Minuten schaffen will. »Das ist die Norm für die Deutsche Juniorenmeisterschaft.« Christian scheint gerüstet, denn vor einigen Tagen verbesserte er sich über 3000 m auf 8:39 Minuten.
Alexander Micheel, der in Harsewinkel den »Fünfer« im Alleigang und in nagelneuen Sportschuhen gewann (Alex schmunzelnd: »Die hat mir der Tobi Jazbec angedreht«), peilt andere Ziele an. »Ich möchte in diesem Jahr über 10 km möglichst oft eine 33er-Zeit erzielen«, erklärte der Clarholzer, für den der Nightrun der erste Wettkampf nach seinem schweren Hermannslauf-Sturz war. Immer flinker auch der »arsende« Radio Gütersloh-Reporter Helmut Delker. »Zum ersten Mal bin ich bei einem Citylauf vom Ersten nicht überrundet worden«, freute sich Delker, dass Markus Biehl an ihm nicht vorbei kam.

Artikel vom 17.05.2005