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Steinbrück: Die letzten
Meter entscheiden Wahl

Kanzler-Mutter Erika Vosseler (91) hilft Ministerpräsident

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). »Die Wahl entscheidet sich auf den letzten Metern«. Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück machte gestern Abend in Paderborn seinen nicht gerade von Umfragen verwöhnten Wählern Mut, die Landtagswahl am 22. Mai wieder für die Sozialdemokraten zu gewinnen. 350 hörten ihm zu.

Der gebürtige Hamburger ließ sich auf dem Weg zum Schützenhof auch von neuen Wasserstandsmeldungen der Paderborner SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Berg über verbesserte SPD-Umfragewerte zu keiner Kommentierung über Wahlprognosen verführen. »Umfragen sind Treibsand«, meinte der 58-jährige Titelverteidiger in Paderborn. Der Vater von drei erwachsenen Kindern baut auf jene Wählergruppe, die sich zehn Tage vor der Landtagswahl noch nicht entschieden habe. »Ein Drittel und mehr wissen noch nicht, wen sie wählen«, meinte Steinbrück. Seine Rechnung: Es gewinnt, wer mobilisiert. Es verliert, wer nicht mobilisiert. »Die letzten Tage vor der Wahl sind entscheidend - am 23. Mai machen wir eine Flasche auf«.
Im roten Ledersessel plaudert der Nachfolger von Wolfgang Clement gut 90 Minuten mit Moderator Martin Schilling im Schützenhof über »sein« Nordrhein-Westfalen nach der Landtagswahl. »Ich möchte lieber handeln statt jammern«, nennt Steinbrück seinen CDU-Herausforderern Jürgen Rüttgers (53) eine »rheinische Frohnatur«. Der kühle Hanseat, der seit November 2002 Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen ist, plädiert für einen handlungsfähigen Staat, den er nicht »entfesselten Marktkräften« Marke FDP überlassen möchte. Er wendet sich gegen die Einführung von Studiengebühren, weil Bildung kein Luxus und vom Portemonnaie der Eltern abhängig sein dürfe. »Und das gilt auch noch in vier Jahren mit einer SPD-Regierung«, verspricht der »Boss von NRW« dem Paderborner Allgemeinen Studentenausschuss (AStA).
Ministerpräsident Peer Steinbrück erinnert an die günstigste Unternehmerbesteuerung der vergangenen 20 Jahren und mahnt Vertreter der Wirtschaft, »mit ihrem Genöle« aufzuhören. »Das ist nicht mehr zu akzeptieren, grollt der einstige NRW-Finanzminister.
Im Zuhörerraum verfolgt auch Kanzler-Mutter Erika Vosseler (91) aus Paderborn nach ihrer Genesung den Wahlkampfeinsatz von Peer Steinbrück. Sie reicht dem Ministerpräsidenten die Hand, wünscht ihm Wiederwahl und berichtet glücklich, dass sie am Mittwoch ihren Sohn und Bundeskanzler Gerhard Schröder in Lemgo »ganz fest in den Arm« genommen habe.(Politik)

Artikel vom 13.05.2005