12.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vier Kandidaten
auf einen Streich

Podiumsrunde vor Landtagswahl

Von Claus Brand (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Die Gelegenheit war einmalig in Bad Oeynhausen. Vier Landtagskandidaten stellten sich am Dienstag auf dem Podium im Wichernhaus den Fragen von Moderator Ulrich Pohl, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit in Bethel, und des Publikums.

Erfreulich: Alle Kandidaten bezogen klare Positionen als Orientierungshilfe für den Wähler. Enttäuschend für Organisator Hans Körtner waren die nur 40 Gäste.
Im Mittelpunkt der knapp zweistündigen Diskussion stand immer wieder die Frage, wie neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. »Knackige Vorschläge habe ich auf ihren Wahlplakaten dazu nicht entdeckt«, lockte der Moderator die Kandidaten aus der Reserve. »Politik kann keine Arbeitsplätze schaffen. Sie muss dem Bürger das Vertrauen zurückgeben. An den Winterschlaf denken, und sich etwas ins Nest legen. Das ist unser Problem«, verwies Axel Nicke (Grüne) auf die Notwendigkeit, der Konsumflaute entgegenzusteuern. Und weiter: »Den Kündigungsschutz zusammenzustreichen ist der falsche Weg.«
Wie Wirtschaftspolitik aussehen muss, machte Marianne Thomann-Stahl (FDP) am Beispiel Österreichs fest: »1996 lag dort die Arbeitslosenquote bei zwölf, heute liegt sie bei 3,9 Prozent.« Die Staatsquote von 50 Prozent lasse den Leuten in Deutschland kaum Luft zum Atmen. »Deshalb brauchen wir eine Steuerreform in Verbindung mit der Abschaffung aller Vergünstigungen des alten Systems.« Ebenso wie Ulrich Prasuhn (CDU) fordert sie einen umfassenden Bürokratie-Abbau. Der CDU-Kandidat griff die SPD-Strategie an: »Nur auf Beschäftigungsprogramme zu setzen, damit schaffen wir keine Arbeitsplätze. Das geht nur über Wirtschaftswachstum.« Er beklagte die Regelungswut für Handwerksbetriebe und den Mittelstand: »Es fehlt so der Innovationswille, weil damit stets ein Rattenschwanz von Behördengängen verbunden ist. Wir regeln uns zu Tode. Für Regelungen haben wir Kontrolleure, die dann wieder von anderen Kontrolleueren überwacht werden.« Damit müsse Schluss sein.
Inge Howe hob die Bemühungen der Landesregierung hervor, durch umfangreiche Investitionen besonders der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und älteren Arbeitnehmern zu begegnen. Und sie erklärte: »Geht es nach uns, soll eine Firmengründung in Nordrhein-Westfalen demnächst nur noch fünf Tage dauern.« Für sie ist das Land zwischen Rhein und Weser nach wie vor eines der wirtschaftsstärksten: »Ein Drittel unter den 100 wirtschaftsstärksten Unternehmen bundesweit kommt aus Nordrhein-Westfalen.«

Artikel vom 12.05.2005