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Startschuss für Familienbündnis

Gütersloh tritt ins Projekt ein - Allianz gegen die Erziehungskrise

Gütersloh (wes). In Zeiten, in denen die Supernanny über den Bildschirm flimmert und Erziehungstipps gibt, Eltern mit so genannten Problemkindern kämpfen oder junge Menschen sich dazu entschließen, erst gar keinen Nachwuchs in die Welt zu setzen, kommt ein Bündnis für Familie gerade recht. Das Gütersloher Bündnis für Erziehung, das 2002 gegründet wurde, ist gestern in die Bundesinitiative des »Bündnisses für Familie« eingetreten.

»Auf diesem Wege wollen wir in unserer Stadt endlich etwas mehr für die Familien tun. Ihnen Hilfestellung geben«, erklärte Bürgermeisterin Maria Unger, bevor sie im Parkhotel die Unterschrift unter den Bündnisvertrag setzte.
Rund 147 lokale »Bündnisse für Familie« gibt es bereits in Deutschland. Dr. Jan Schröder führt diese in seinem Servicebüro in Berlin zusammen. Sie bieten in den Städten vor allem Eltern Unterstützung, indem sie in Kindertagesstätten und Schulen Kurse anbieten, die sich um Erziehungsfragen drehen. Denn: »Deutschland steckt in der Erziehungskrise«, stellte Liz Mohn fest, die in ihrer Bertelsmann-Stiftungsarbeit verschiedenen Projekte in Gang gebracht hat. Sie war auch diejenige, die sich mit Bildungsministerin Renate Schmidt für das Projekt »Allianz für Familie« stark gemacht hat.
Das lokale Bündnis ist ein Schwerpunkt dieser Initiative. So soll künftig den Unternehmen Dampf gemacht werden. Themen wie »Familienfreundliche Arbeitswelt« und »Vereinbarkeit von Familie und Beruf« stehen ganz oben an. Nach Möglichkeit soll sich das Bündnis auf die Kreisebene ausdehnen. Unger: »Wir sind mit Landrat Sven-Georg Adenauer im Gespräch.« Doch zunächst wird es Treffen zwischen Müttern oder Vätern geben. »Wir planen einen Kontaktabend, der eventuell im Parkbad stattfinden wird«, so Liz Mohn. Denn Familien, die in Gütersloh neu sind, finden wenig neue Freundschaften, weil »sich der Tag - nach der verrichteten Arbeit - Êzu Hause mit dem Kind abspielt«, so Mohn. Außerdem sei Gütersloh keine Großstadt. Mohn weiter: »Hier geht keiner abends mal ins Parkhotel, setzt sich alleine an die Bar und trinkt sich einen Prosecco«, stellt sie fest. Die Familien müssten näher zusammengebracht werden. Einmal untereinander und auch mit den Vertretern der Politik, der Wirtschaft und den Sozialpartnern. »Familie darf kein Auslaufmodell werden«, forderte Liz Mohn und betrachtete dabei die neuen Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Demnach wollen 14,6 Prozent der Frauen und 26 Prozent der Männer keine Kinder.
»Es bedarf eines ganzen Dorfes, um ein Kind ins Leben zu führen«, war der Leitsatz des Bündnisses für Erziehung. Dieses Motto hat Gütersloh für den Beitritt ins »Bündnis der Familie« beibehalten. »Wir hoffen, dass wir von dem Know-How der bereits bestehenden deutschlandweiten Initiativen profitieren werden«, sagte Maria Unger nach der Unterzeichnung und versprach: »Das ist erst der Anfang für mehr Familienfreundlichkeit in Deutschland«.
Zum Thema Familie gibt es im Rathausfoyer eine Wanderausstellung: »Mut zur Familie«, die bis Ende Mai zu sehen sein wird.

Artikel vom 12.05.2005