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Gospelklänge
und Skulpturen

Gedenkgottesdienst in Reineberg


Ahlsen-Reineberg (WB). Einen denkwürdigen Gottesdienst zur Erinnerung an den 8. Mai 1945 feierten jetzt in Haus Reineberg über 40 Sängerinnen und Sänger des Gospel-Workshops unter Leitung der bekannten Popsängerin Anne Haigis zusammen mit Teilnehmern des Skulpturenkurses »Stille und Stein« sowie vielen Gästen des Hauses und der Umgebung.
Im Vorfeld des Gottesdienstes gab es angeregte Gespräche, immer mehr treten neben eigene Erinnerungen der älteren Teilnehmer die Erinnerungen an das, was Eltern oder Großeltern erzählten. Der wachsende zeitliche Abstand zu den Schrecken des Krieges bedeute aber nicht nur einen Verlust, sondern auf der anderen Seite auch ein Mehr an Nachdenken, hieß es.
Die Texte des Gottesdienstes boten ein breites Spektrum von Passagen der Weizsäcker-Rede von 1985, dem Friedensgebet aus dem KZ Ravensbrück, Kauters Fabel von der Kohlmeise bis zum Gedicht »Jeder Mensch hat einen Namen« aus Israel. Die Vielfalt sei wichtig, sagte die Reineberg-Leiterin Gudrun Laqueur: »Es gibt nicht die eine richtige Lektion aus dem Geschehen. Jeder sollte sich persönlich der Erinnerung stellen und die für ihn selbst wesentliche Konsequenz ziehen: Zivilcourage, die ungeteilte Achtung für der Menschlichkeit, der Einsatz für Abrüstung und Frieden, oder schlicht die Zuwendung zu den Leidenden ohne Ansehen von Nation, Alter, Religion.« Eine von Meditationslehrer Mike Clausjürgens arrangierte, einfühlsame Klangschalen-Improvisation gab Zeit zur persönlichen Reflexion.
»Father you care - Dir ist das alles nicht egal, Gott«, diese Zeile aus einem der Gospels gab auch eine Hoffnung wieder: die Menschen sind in ihrer Sehnsucht und ihrem Einsatz für Frieden nicht allein.
Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war die Präsentation der Skulptur »Durchblick« die der dänische Künstler und Workshop-Leiter Joergen B. Kraft geschaffen hatte. Über ein Feld von Zerstörung dringt der Blick durch eine Maueröffnung, Symbol der Versöhnung, die aus der echten menschlichen Begegnung entstehen kann. Das Feld der Zerstörung füllten die Teilnehmer mit ihren Wünschen, Gedanken und Gebeten, besonders aber auch mit Grüßen an den Adressaten, dem die Skulptur in den nächsten Tagen überreicht werden wird: die Partnereinrichtung von Haus Reineberg, das ökumenische Tagungshaus der Britischen Einheiten in Deutschland in Lübbecke.

Artikel vom 12.05.2005