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Landbach-Siedlung feiert 50-jähriges Bestehen

1955 zogen Ost-Vertriebene in 15 geförderte Neubauten ein - bis heute eigenes Wasser

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Mit einem bunten Fest feiert die Landbach-Nachbarschaft am Samstag, 9. Juli, das 50-jährige Bestehen ihrer Siedlung. Wer die Häuser in ihrer vielfältigen Erscheinung heute sieht, kann sich kaum vorstellen, dass sie 1955 in einfachster Standardbauweise erstellt worden waren -Êals geförderter Wohnungsbau.

Denn, so erinnern sich Lothar Vierecke und Anneliese Müller, der Einzug war damals nur für Familien aus dem Osten möglich, die ihr Land dort durch Vertreibung verloren hatten und nun im Nebenerwerb Landwirtschaft betreiben wollten. Der Bund der Vertriebenen Halle organisierte die Verteilung der etwa 2500 Quadratmeter großen Grundstücke. »Deshalb haben wir damals oft von Morgen-Siedlung gesprochen. In Abgrenzung zur Brockhagener Abend-Siedlung und in Anspielung auf die Grundstücksgröße«, erinnert sich Lothar Vierecke, der »Bürgermeister«, wie er in der Siedlung schmunzelnd genannt wird. Weniger als eine Mark kostete der Quadratmeter damals, weiß er noch. Das Geld für das Grundstück war das einzige Kapital, das die neuen Siedler mitbrachten. Der Hausbau wurde dann von den Kreiswohnstätten vorfinanziert und nach und nach abgezahlt.
15 Häuser entstanden an der Stichstraße »Am Landbach«. Hier hatte zuvor ein unbewohnter Kotten gestanden, der mit samt dem Land aus einer Erbmasse verkauft wurde. In jedes der Häuser zogen damals vier Familien ein, erinnert sich Anneliese Müller. »Und jeder hatte Vieh, Schweine und Hühner und seine genau abgegrenzte Gartenparzelle.« Erst später gab es Aus- und Anbauten durch die nächste Generation - Hausbau im Garten erlaubt der Bebauungsplan nach wie vor nicht. Aber von der Viehhaltung der Anfangsjahre ist nur noch ein Hühnerstall und das ein oder andere Kaninchen übrig geblieben.
Weitere Bedingung für den Bau war damals, dass jedes Haus seine eigene Wasserversorgung und sein Abwassersystem hat. Das Pumpenhaus am Spielplatz stammt aus diesen Anfängen und wird von der Nachbarschaft betreut. Heute müssen auch am Landbach alle Neubauten an das kommunale Wasser- und Abwassersystem angeschlossen werden. Die eingefleischten Landbach-Siedler halten aber gerne an »ihrem« Wasser fest - auch wenn der Druck nicht ganz so hoch ist und es ein wenig gelblich aus der Leitung kommt, wie Anneliese Müller berichtet.
Am Samstag, 9. Juli, sind neben den Bewohnern der jetzt 19 Häuser auch die Ehemaligen zum Jubiläum mit eingeladen. Nach der Eröffnung des Festes um 15 Uhr - ein wetterfestes Zelt steht am Spielplatz bereit- führen neun Landbach-Kinder das Theaterstück um »Ritter Rost« auf. Beate Lünstroth übt schon eifrig mit den vier- bis elfjährigen Siedlungs-Kindern, wie überhaupt die jüngere Generation sich um die Ausrichtung des Festes kümmert. Es gibt Kaffee und Kuchen sowie Spiele für die Kinder. Abends läutet der Männergesangverein Brockhagen mit einem Ständchen das gemeinschaftliche Grillen ein: Landbach-Bewohner Siegfried Müller ist dort aktives Mitglied. Die Häuser sind zudem geschmückt - das schönste wird prämiert. Und auch eine Tombola soll für Unterhaltung sorgen.

Artikel vom 12.05.2005