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»Wir bauen keine Mauern«

Diskussion in Gestringen zur Gemeinde-Regionalisierung


Von Felix Quebbemann
Gestringen (WB). Eine lebhafte Diskussion entwickelte sich während der Gemeindeversammlung der Kirchengemeinde Alswede im Gestringer Gemeindezentrum, als Kirchmeister Henning v. Eichel-Streiber das Thema Regionalisierung ansprach. Im Kirchenkreis müssen aufgrund von Sparzwängen Planungsregionen gebildet werden. Dadurch sollen unter anderem finanzielle Mittel in der Jugendarbeit eingespart werden.
Betroffen davon sind die Pfarrbezirke der Kirchengemeinde Alswede. Das vom Presbyterium favorisierte Modell sieht vor, die Kirchengemeinde zu teilenÊ-ÊAlswede, Hedem, Lashorst, Fiestel und Vehlage zur Region Pr. Oldendorf (Pfarrbezirk I), Fabbenstedt und Gestringen nach Espelkamp.
Der Kirchmeister erklärte, dass das Presbyterium bei seinem Vorschlag die Lebensräume der Gemeindeglieder berücksichtigt habe. Zudem könnte der Pfarrbezirk I als eigenständige Kirchengemeinde aufgrund der Anzahl von 2800 Gemeindegliedern bestehen bleiben und die Pfarrstelle sei gesichert. Mit der Option, Fabbenstedt und Gestringen in Richtung Espelkamp auszurichten, habe man die Möglichkeit, das Gemeindezentrum zu erhalten. Henning v. Eichel-Streiber machte deutlich: »Wenn wir mit der gesamten Kirchengemeinde nach Pr. Oldendorf gehen, wird das Gemeindezentrum geschlossen. Aus Espelkamp kamen Signale, dass man sich vorstellen könne, die Einrichtung zu erhalten.«
Dennoch bereitete die Ausrichtung zum Zentrum den Besuchern im vollbesetzten Gemeindezentrum Unbehagen. Bedenken wurden geäußert, dass zum Beispiel der Konfirmanden-Unterricht nun nicht mehr in Alswede, sondern in Espelkamp stattfinden würde. Zudem wurde spekuliert, dass durch die Trennung der Friedhof in Alswede nicht mehr für alle Gemeindeglieder offen sei. »Wenn man Geld einsparen will, soll man doch das alte Kirchspiel Alswede wieder aufleben lassen.« Der Vorschlag von Wilhelm Brune wurde mit viel Applaus bedacht.
Der Kirchmeister entgegnete: »Wir bauen durch die Regionalisierung keine Mauern.« Das Presbyterium habe sich die Überlegungen nicht leicht gemacht. Es sei aber noch nichts entschieden. Dies geschieht erst in der Sommersitzung der Kreissynode.
Pfarrer Wolfgang Petrick sprach sich für den Vorschlag des Presbyteriums aus: »Mein Herz hängt an diesem Pfarrbezirk.« Aber mit der Teilung würde zumindest die Eigenständigkeit des Pfarrbezirkes I gewährleistet.
Zuvor hatten Elisabeth Halwe-Grote, Verwaltungsleiterin des Kirchenkreises, und Carsten Schöneberg, Leiter der Finanzabteilung, die finanzielle Situation der Kirchengemeinde Alswede beleuchtet. Demnach stünde 2005 ein Minus von 25 689 Euro zu Buche. Dieser Betrag werde jedoch durch die »Übergangsbeihilfen« der Landeskirche teilweise aufgefangen. Schöneberg errechnete, dass dennoch vom Jahr 2004 bis 2010 59 826 Euro zu finanzieren seien.
Henning v. Eichel-Streiber rechnete vor, dass es der Kirchengemeinde gelingen würde, mit Maßnahmen wie der Schließung des Gemeindehauses für einen Tag und der daraus resultierenden Zusammenlegung einiger Gruppen bis 2006 positiv dazustehen. »Von 2007 bis 2010 kommen die Löcher auf uns zu.«
Er schloss nicht aus, beim Personal Einsparungen vornehmen zu müssen. »Wir müssen neue Einnahmemöglichkeiten entwickeln. Und wir brauchen Ihre Hilfe -Êsowohl finanziell als auch ehrenamtlich«, wandte er sich an die Gemeindeglieder.

Artikel vom 12.05.2005