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Mehr als 800 Fans feiern
einmaligen Durchmarsch

Oberliga-Aufstieg '85 für Mittendorf unvergesslich

Versmold (guf). »Wenn ich Udo Heuer oder einen der anderen Mitstreiter von damals treffe, können wir immer noch stundenlang über die alten Zeiten fachsimpeln. Es hat riesig Spaß gemacht damals.« Für Uwe Mittendorf sind die Bilder vom Frühjahr 1985 noch heute präsent: Als Spvg. Versmolds Handballer den Soester TV mit 23:17 (13:8) abgefertigt hatten, war der direkte Durchmarsch in die Oberliga perfekt - 800 Fans in der überfüllten Halle jubelten.

»Ladehemmung« befiel Mittendorf & Co. nur nach dem entscheidenden Spiel, als der Meistersekt zunächst nicht aus der Magnum-Flasche sprudeln wollte. So richtig Druck hatte die Mannschaft aber auf dem Spielfeld gemacht, und Torjäger Günter Thier war regelmäßig geradezu explodiert: Mit 188 Saisontoren hatte der wurfgewaltige Halblinke den größten Anteil am zweiten Aufstieg in Folge. »Günter war das absolute Vorbild in Sachen Einstellung«, unterstreicht Mittendorf.
Der Ur-Versmolder, damals Kapitän, nennt ein eindrucksvolles Beispiel für Thiers Opferbereitschaft: »Ich glaube es ging gegen Hille, als er sich vorher einen Muskelfaserriss eingehandelt hatte. Das Bein ließ er sich von Ille Drein so fest tapen, dass er zumindest auf Spielfeld humpeln konnte - und hat dann auch diese wichtige Partie mit entschieden.«
Als Neuling hatte sich Versmold zwar zu Saisonbeginn ehrgeizige Ziele gesteckt. Aber vom direkten Sprung in die Oberliga war nicht die Rede gewesen. Zumal Spielmacher Hartmut Westmeier, der frühere Zweitliga-Akteur, seit dem 12. Januar nach Schlüsselbeinbruch und Bänderriss in der Schulter zuschauen musste. Aber Erfolgscoach Willi Möhle hatte aus einheimischen Größen, aus dem Bielefelder Keeper Andreas Schubach und zwei seiner »Landsleute« aus dem Kreis Minden-Lübbecke eine verschworene Gemeinschaft geschmiedet: »Peter Dittmer und Udo Heuer, die immer mit Willi im ÝMinden-ExpressÜ anreisten, waren voll integriert«, erinnert sich Mittendorf: »Die Mannschaft hatte einen super Zusammenhalt. Der Trainer besaß eben das richtige Händchen dafür, dass es auch menschlich passte.«
Und improvisieren konnte der umtriebige Möhle natürlich auch: Als Westmeier ausfiel, machte er Jochen Renz ausfindig. Der Rückraumspieler aus Schwaben, seinerzeit vereinslos, studierte in Bielefeld Kommunikations-Design und wurde kurzerhand als Ersatz eingebaut. Ein Kurzgastspiel, das bei Uwe Mittendorf bis heute einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat: »Der Jochen war ein Wunder an Sprungkraft. Vor meinen Augen ist er 'mal aus dem Stand über die Kühlerhaube eines Autos gehüpft.«

Artikel vom 12.05.2005