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»Kahlschlag« in Wald
und Holzwirtschaft

Nationalpark Egge: Mittelstand bangt um 58 Betriebe

Von Bernhard Liedmann
(Text und Foto)
Kreis Paderborn (WV). Ein Nationalpark Egge würde in der Region etwa 58 Betriebe der Holzwirtschaft von Brakel bis Delbrück mit insgesamt 100 Arbeitsplätzen akut gefährden, befürchten Hubertus Nolte als Vertreter der Forstwirtschaft und CDU-Landtagskandidatin Maria Westerhorstmann. Wenn auf einer Fläche von 7500 Hektar zudem etwa 1,4 Millionen Festmeter Fichte in der kommenden Generation »kleingeschlagen« werden, gebe es zudem statt grüne Wälder viele kahle und graue Flächen.

Die Mittelstandvereinigung der CDU (MIT) beurteilt die laufenden Planungen des Landes für einen Nationalpark Eggegebirge-Senne überaus skeptisch. MIT-Bezirksvorsitzender Dr. Harald Pohlmann, selbst langjähriger Betreiber eines Freizeitzentrums, bezweifelt die Prognosen, wonach große Besuchermassen in die Oasen der Ruhe strömen werden. Dazu bedürfe es wieder erheblicher Marketing-Maßnahmen zu Lasten der öffentlichen Finanzen.
Landesweit beschäftige die Holzwirtschaft 260 000 Arbeitnehmer mit einem Umsatz von 35 Milliarden Euro, so Westerhorstmann. Einen großen Teil der Holzversorgung der Region leiste dabei die Egge, ein Nationalpark würde dies gefährden. Während flächenmäßig der Waldanteil bei 20 Prozent liege, steige dies beispielsweise in Büren bereits auf 42 Prozent, in der Egge liege der Anteil noch höher, so auch Hubertus Nolte, Geschäftsführer von Pro Forst, eine Gesellschaft für Forstwirtschaft aus Bad Wünnenberg. Dass aus der Egge nur 1,5 Prozent des Holzbedarfs bezogen werde, treffe allenfalls für wenige Großbetriebe zu.
Tatsächlich würden pro Jahr von den 10 500 Hektar Wald 94 000 Festmeter mit einem Wert von 2,6 Millionen »geernet«, die auch in der Region mit einem Radius von 150 Kilometern verbleiben. Mit der Erstverarbeitung geht es um eine Wertschöpfung in der Region in der »Urproduktion« von 4,3 Millionen Euro.
Ein Nationalpark würde zunächst ein Überangebot an Fichte »produzieren«, gleichzeitig fielen 35 000 Festmeter an Buche weg, auf die allerdings die Holzwirtschaft dringend angewiesen sei. Existenzsorgen müssten sich dann auch die bis zu 15 Fuhrbetriebe in der Region machen, die das Holz weiter transportieren.
Die Bedeutung der Holzwirtschaft in der Region werde seitens des Umweltministeriums gezielt herunter gespielt, um den Nationalpark Egge zu realisieren, so Noltes Vorwurf.
Auch optisch werde sich das Ersetzen der Fichte, die etwa die Hälfte des Waldes im geplanten Nationalpark ausmache, nicht gerade positiv auswirken. Ein Buchenwald brauche Generationen. »Wo jetzt alles grün ist, werden in 30 Jahren nur kahle Flächen mit kleinen Bäumchen stehen«, ist seine Prognose.
Mit dem Wegbrechen der Holzwirtschaft sei auch ein großer Werteverlust zu befürchten, so der Fachmann weiter. Bereits jetzt lägen dem Ministerium nach seinen Informationen Tauschanfragen für über 12 000 Hektar vor.
Auf tiefe Skepsis stoßen innerhalb der Mittelstandsvereinigung auch Aussagen zur Finanzierung des gesamten Projektes. Bis heute wisse man nicht ansatzweise, was ein Nationalpark Egge kosten werde.

Artikel vom 12.05.2005