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Auch ohne Tom Cruise sehr zuversichtlich

Fußball: Mühlenkreis-Auswahl geht mit Ernie und Bernd optimistisch ins Stemweder Pfingstturnier

Von Ingo Notz
Wehdem (WB). Tom Cruise wäre irgendwie doch der ultimative Trainer für die Mühlenkreisauswahl. in jedem Jahr startet die schließlich ihre »Mission Impossible«, beim Stemweder Pfingstturnier mit den ganz Großen mitzuhalten. So auch in dieser Saison - und die Tom Cruises heißen diesmal Ernie Joerend und Bernd Rust. Ernie und Bernd - die neuen Trainer der Kreisauswahl gehen durchaus optimistisch in das Turnier.
Mühli-Keeper Martin Wischnewski will sein Tor möglichst sauber halten.
Natürlich weiß er um die krasse Außenseiterstellung seines Teams - und genau so selbstverständlich ist eins aber für den Lübbecker Teil des neuen Trainerduos »Ich gehe davon aus, dass wir nicht dahin fahren, um uns dort abschießen zu lassen«, gibt sich Ernie Joerend kämpferisch. Und ähnlich sieht es sein Mindener Pendant Bernd Rust: »Wir sind Außenseiter, natürlich, aber wir wollen den Großen Paroli bieten und die Hauptrunde erreichen. Wir haben eine sehr starke Mannschaft.« Allerdings hat der Mühlenkreis nicht nur eine nach eigener Aussage sehr starke Mannschaft, sondern auch eine sehr starke Vorrunde erwischt. »Das ist natürlich die absolute Übergruppe mit ganz schweren Gegnern, gegen die wir uns sauber aus der Affäre ziehen wollen«, meint Bernd Rust. Hertha BSC Berlin gilt dabei als Favorit in dieser Gruppe und auch als Favorit auf den gesamten Turniersieg. Bliebe als zweiter Vorrundengegner noch Saloniki. »Da wollen wir über Konter zum Erfolg kommen. Das hat im Training und in den Vorbereitungsspielen schon ganz gut geklappt. Und wir haben ja noch etwas Zeit bis zum ersten Spiel.« Immerhin einen Vorteil hat Bernd Rust auch für das Mühlenkreis-Team ausgemacht: »Wir haben Glück, dass wir beide Teams vorher in deren direktem Duell sehen.« Aus den dann hoffentlich gewonnenen Erkenntnissen wollen die beiden Trainer der Mühlis eine möglichst Erfolg bringende Taktik schmieden - um dann vielleicht doch schon eine Überraschung zu schaffen und die Vorrunde nicht, wie es im Normalfall wahrscheinlich zu erwarten wäre, als Letzter abzuschließen.
Woher rührt diese Zuversicht, nachdem nicht einmal die letzten Testspiele gegen heimische Bezirks- und Landesliga-Teams mit Siegen beendet werden konnten? »In den letzten beiden Testspielen hat sich aber gezeigt, dass sich hier ein echtes Team zusammen geschweißt hat.«
Und das, obwohl die Bedingungen, unter denen die Vorbereitung lief, alles andere als optimal waren. Der harte Winter machte den Verantwortlichen einen dicken weißen Strich durch die Rechnung. Mal fehlten bei den Trainingseinheiten deer Mühlis etliche Spieler, weil sie mit ihren Clubs zu Meisterschaftsspielen antreten mussten, dann mussten angedachte Sparringspartner absagen, weil sie ebenfalls kurzfristig Nachholspiele zu bestreiten hatten. »Durch die vielen Nachholspiele hatten wir sicher ein Handicap. Wir mussten Rücksicht nehmen auf die Vereine und haben das auch gemacht. Aber Training ersetzt nun einmal kein Spiel.« Beide lassen es aber nicht unerwähnt, dass die Zusammenarbeit mit den Vereinen weitgehend gut gelaufen sei.
Ein weiteres Handicap, dass die Planungen der beiden neuen Trainer zumindest beeinträchtigte, waren die schweren Verletzungen fest eingeplanter Stammkräfte. Ob nun der Bänderriss bei Nuno Lameira aus Kutenhausen oder bei Christian Kulynycz oder die noch schwerere Knieverletzung beim Kapitän der 2004er-Kreisauswahl, Eugen Fritz, der auch dieses Jahr wieder eine tragende Rolle spielen sollte, der Autounfall von Stürmer Adrian Rehling etc - die Liste ist erschreckend lang. Und doch sind die Trainer nicht weich geworden und nicht von ihrer konsequenten Linie, was die Nominierungen angeht, abgewichen. Disziplin und Einsatzbereitschaft werden einfach vorausgesetzt. Und so sind einige Namen überraschend durch das Sieb gefallen, die im Lübbecker Raum mit überragenden Leistungen in der Saison auf sich aufmerksam gemacht haben. »Wir brauchen keinen Torben Kreienbrock und auch keinen Mehmet Aylak, die einfach kein Interesse haben!«, will Ernie Joerend die Nichtnominierung der beiden Torschützenkönige der Kreisliga nicht überbewertet sehen. »Wir gehen nach dem Motto: Diese Auswahl muss etwas Besonderes sein. Und da wollen wir Engagegement sehen.« »Dieses Jahr haben wir mehr Charakter im Team, das ist mit vergangenem Jahr nicht zu vergleichen«, hält auch Joerend große Stücke auf die Typen, die diesmal das Mühlenkreis-Trikot überzeihen.
In dieser Phase der Ausfälle hat es sich letztlich bewährt, dass die Trainer von Anfang an mit einem großen Kader angefangen und diesen erst nach und nach reduziert haben. »Auf Grund der Vorbereitung sind wir sehr gleichmäßig besetzt«, meint Joerend. So können sich die nun nachrückenden Spieler wieder leichter in das System integrieren. A propos System: auch das ist anders als im vergangenen Jahr und vor allem eins - variabel. »Wie spielen ein anderes System. 3-4-3, sind aber variabel und können auch 3-6-1 spielen«, erklärt Bernd Rust. Das Hauptaugenmerk wird aber nicht zum ersten Mal auf zwei Bereiche liegen: Konter und Standards. »Vielleicht haben wir ja das Quäntchen Glück«, hofft Ernie Joerend - und darauf setzt auch Bernd Rust: »Es ist ja Freitag, der 13. Vielleicht haben wir ja wirklich Glück. . .«
Neben allem Sportlichen legen die beiden Haupttrainer mit ihren Co-Piloten Wolfgang Engelage und Hermann Gotthelf auch Wert auf korrektes Auftreten außerhalb der Spielzeiten. Die Regeln sind strikt, einige Tabus dürfen nicht gebrochen werden - sonst könnte das Turnier schnell vorbei sein. »Wir haben eine Vorbildfunktion. Bei uns gibt es keinen Alkohol und keine Zigaretten.« Mission Impossible? Tom Cruise würde spätestens jetzt wohl aussteigen. . . Und so bleiben Ernie und Bernd - und der Glaube daran, dass das Erreichen der Hauptrunde keine unmögliche Mission ist. . .

Artikel vom 11.05.2005