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Von Feldhamstern und
neuen Jobs mit Windstrom

Landtagskandidaten diskutierten mit Handwerk

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Paderborn (WV). Der Schlagabtausch heimischer Landtagskandidaten aus vier Parteien auf Einladung der Kreishandwerkerschaft drehte sich hauptsächlich um Studiengebühren, Ganztagsschulen und erneuerbare Energien. Etliche der 90 Besucher gingen nach zwei Stunden eher enttäuscht heim: Das für sie wichtigste Thema »Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit« blieb weitgehend auf der Strecke.

CDU-Landtagsabgeordneter Wolfgang Schmitz (56) will nach einem CDU-Wahlsieg am 22. Mai in Nordrhein-Westfalen eine Subventionierung der Windenergie stoppen: »Windkraftanlagen sind doch keine Gelddruckmaschinen«, sagte der Paderborner Jurist. Er ärgert sich, dass Feldhamstern oder Fischen inzwischen höhere Priorität als der Schaffung von Arbeitsplätzen eingeräumt werde. »Ökonomie hat Vorrang vor Ökologie«, fordert Schmitz. Er ernte heftigen Widerspruch der Grüne-Kandidatin Sigrid Beer (49), die an 130000 Arbeitsplätze dank erneuerbarer Energien erinnerte und auf »Quersubventionierungen« auch bei fossilen Energieträgern verwies. Sie glaubt an weitere 175 000 Arbeitsplätze. Während Gas- und Ölpreise in die Höhe schössen, befänden sich die Preise für Windenergie im Sinkflug.
SPD-Landtagskandidat Detlef Nacke (43) aus Elsen stemmt sich ebenso wie Beer gegen die Einführung von Studiengebühren auch an der Paderborner Universität. Der Elektroinstallateur plädiert für eine frühstmögliche Förderung schon von dreijährigen Kindern und verlangt eine frühere Einschulung. »Wir müssen mehr in Bildung und Betreuung investieren«, sagte Nacke, der auch die offenen Ganztagsschulen bis Klasse sieben ausdehnen möchte. Erziehungswissenschaftlerin Sigrid Beer wünscht eine Schullandschaft nach skandinavischem Vorbild, die Lernbarrieren abbaue und eine »Schule der Vielfalt« biete. Sie wünscht flächendeckend Ganztagsschulen.
Schmitz und FDP-Kandidatin Brigitte Kesternich (50) aus Salzkotten treten für die Einführung von Studiengebühren ein, die erst im späteren Berufsleben beglichen werden sollen. Studiengebühren seien auch mit Blick auf Gebühren im Kindergarten, in der Ganztagsschule oder Meister-Bafög gerecht.
FDP-Kandidatin Brigitte Kesternich beklagte eine »Kuschelpädagogik« in den Schulen, die wieder mehr Leistung fordern sollen. Ebenso wie Wolfgang Schmitz hält sie am dreigliedrigen Schulsystem fest.
Den drohenden Schuldenstand von 110 Milliarden Euro in Nordrhein-Westfalen wollen Schmitz und Kesternich in schwarzgelber Koalition auch durch Subventionsabbau im Steinkohlebergbau, Personaleinsparungen im öffentlichen Dienst sowie Privatisierungen öffentlicher Leistungen (Eichamt) abbauen. Nacke plädiert neben Subventionsabbau für den Verzicht auf Eigenheimzulage sowie Einführung einer Vermögenssteuer.

Artikel vom 11.05.2005