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Hoffnung stirbt zuletzt

Tebau kämpft um Zukunft am Standort Löhne

Von Per Krüger (Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). »Das Prinzip Hoffnung treibt uns voran«, fasst Dietrich Tegtmeier die derzeitige Lage der insolventen Firma Tebau zusammen. Der geschäftsführende Gesellschafter ist jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen auch über das Jahr 2005 hinaus eine Zukunft hat.

Am 14. März hatte der Hersteller von Wintergärten, Haustüren und Vordächern Insolvenz angemeldet (LZ vom 16. März). Seit nunmehr acht Wochen begleitet der Bielefelder Rechtsanwalt Dr. Hartmut Stange die Geschicke des Betriebes und hat bereits angekündigt, das angeschlagene Unternehmen auch nach dem 1. Juni weiterführen zu wollen. Für Tegtmeier ein positives Signal: »Der Insolvenzverwalter trägt nach Ablauf der vorläufigen Insolvenz das Risiko einer Fortführung des Unternehmens zu 100 Prozent selbst. Das würde er nicht eingehen, wenn er keine Chance für ein wirtschaftliches Überleben sehen würde. Er hat erkannt, dass es fortführungswürdig ist.«
Um den Betrieb wieder auf gesunde Beine zu stellen, habe man sich mit der Gewerkschaft darauf geeinigt, dass die Mitarbeiter in der Produktion vom Industrie- in den Handwerkstarif wechseln. »Auf diese Weise kommen wir weg vom Leistungslohnsystem, das bei uns im Laufe der Zeit dazu geführt hat, dass die Lohnkosten deutlich über dem Tarifniveau lagen«, sagt Tegtmeier. Da während der drei Monate der vorläufigen Insolvenz das Arbeitsamt die Personalkosten für die aktuell 176 Beschäftigten von Tebau übernimmt, ist der Betrieb an der Oeynhausener Straße in der Lage, seine Kassen aufzufüllen. Das allein reiche jedoch nicht aus, um wieder auf die Beine zu kommen, betont Dietrich Tegtmeier: »Durch die Rufschädigung in der Branche ist unser Umsatz um 15 Prozent eingebrochen. Wenn dies so bleiben sollte, werden wir personelle Anpassungen vornehmen müssen. Ihre Größenordnung ist aber noch nicht beschlossen und wird sich im Juni, Juli entscheiden.« Auf jeden Fall werde schlagartig zum 1. Juni in dieser Hinsicht so gut wie nichts passieren.
Die Hoffnungen des Unternehmens ruhen derweil auch auf zwei Investoren aus der Branche, mit denen man im Gespräch sei. »Wir haben noch einen guten Namen und sind saniert eine schöne Braut«, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. Eine Entscheidung über die Form der Fortführung des Unternehmens sollte jedoch nicht später als im August fallen. »Der Wettbewerb bohrt an unseren Kunden und nährt deren Zweifel zum Thema Gewährleistung. Hier müssen wir schnell für Sicherheit sorgen. Es soll nicht sein, dass unsere Kunden auch in einem Jahr noch beim Insolvenzverwalter einkaufen.«
Kein Thema sei trotz der prekären Lage eine Verlagerung des Standortes in Richtung Osten, wo das Unternehmen mit der »Tebau Polska« bereits ein kleines Tochterunternehmen besitzt. »Entweder Löhne oder gar nichts«, sagt Dietrich Tegtmeier mit Nachdruck.

Artikel vom 12.05.2005