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Stimmung ohne Paukenschlag

Außergewöhnliches Konzert des CJD-Orchesters in 135 Metern Tiefe

Von Heiko Johanning
Versmold (WB). Es sollte nicht sein: Die beiden Kesselpauken passen nicht durch die Aufzugstür und sind beim Konzert nicht einsetzbar. Eigentlich nicht weiter schlimm, würde es sich bei dem Konzert des CJD-Orchesters Versmold nicht um den ersten Auslandsauftritt und dann noch im benachbarten Polen handeln.

Dazu kommt das Außergewöhnliche: Nicht in einem Konzertsaal wird gespielt, sondern in 135 Metern Tiefe im polnischen Salzbergwerk Wieliczka, ganz in der Nähe der Partnerstadt Dobczyce. Nach Polen ging die erste Auslandskonzertreise des Orchesters vom 5. bis 8. Mai. Im September hatte das Ensemble unter Leitung von Michael Lempik beim Festakt zum zehnten Partnerschafts-Jubiläum in der Realschule gespielt - und einen bleibenden Eindruck bei den Polen hinterlassen, so dass eine Einladung nach Dobczyce erfolgte. Die wurde jetzt umgesetzt.
Sebastian Dammann ist jedenfalls stinksauer, weil er mit seinen Pauken im Saal Warschau unter Tage nicht zum Einsatz kommt. Sein Orchesterleiter tröstet ihn später: »Dafür hast du aber sehr gut Schlagzeug gespielt.«
Michael Lempik ist begeistert von seinen 28 Orchestermitgliedern, die er nach Polen mitgenommen hat. Für das Konzert am Freitagabend vor mehr als 150 Gästen hatte er sich ein Programm aus einem klassischen und einem heiter-beschwingten Teil erarbeitet, das seine Musiker nahezu perfekt umsetzen. Auch Störungen durch Besuchergruppen, die immer wieder durch den Gewölbesaal mit den Kronleuchtern aus Salz geführt werden, lassen die Versmolder kalt. Lempik: »Wir waren alle hoch konzentriert.«
Für den 43-jährigen Musiker und Chef der Orchesterschule ist das Konzert ein Wagnis: »Normalerweise schaue ich mir immer den Aufführungsort vor dem Konzert an. Das ging jetzt aber nicht, so dass wir das nehmen mussten, was man uns anbot. Wir mussten sogar auf eine Anspielprobe vor Ort verzichten. Das ist schon ungewöhnlich. Dafür hat dann alles sehr gut geklappt und ich bin sehr stolz auf meine Truppe.«
Zwei Zugaben erzwingen die begeisterten Zuhörer, unter ihnen auch Landrat Adam Gumularz, Bürgermeister Marcin Pawlak sowie Mitglieder der Verwaltung, des Rates und die Gasteltern. »Wir sind sehr beeindruckt und es ist ein Zeichen großer Freundschaft, dass ihr extra für dieses Konzert zu uns gekommen seid«, drückt es Pawlak in seiner kurzen Begrüßung in der Konzertpause aus.
Auch die meist jugendlichen Spielerinnen und Spieler des Orchesters sind beeindruckt. Lempik: »Vor allem den Jugendlichen hat es sehr gefallen, an solch einem außergewöhnlichen Ort zu spielen. Das werden wir wohl in dieser Form nicht noch einmal haben.« Wahrscheinlich im Herbst des nächsten Jahres wollen die Versmolder ein Konzert in der Partnerstadt Dobczyce geben. »Das sind wir unseren Freunden schuldig, denn dieses Mal hat das aus Zeitgründen nicht geklappt«, ergänzt Lempik. Wer das Polen-Konzert noch einmal hören möchte, ist eingeladen, am Mittwoch, 15. Juni, um 19.30 Uhr, in die Aula der städtischen Hauptschule zu kommen. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 11.05.2005