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Kreis-Berufskollegs
vor dem Kollaps

800 Schüler mehr als im Vorjahr

Bünde/Herford/Löhne (bex). Mehr als eineinhalb Stunden klagten die Leiter der fünf Berufskollegs des Kreises über die Auswirkungen der katastrophalen Überbelegung. Aber auch nach der Sondersitzung des Kreis-Schulausschusses wird sich daran wohl nichts ändern.

Dabei sind die Zahlen alarmierend: »Es war noch nie so dramatisch wie jetzt«, sagte Friedel Böhse, Leiter des Löhner August-Griese-Berufskollegs. Die schlechten Aussichten auf dem Ausbildungsmarkt treiben die Zehntklässler in die Vollzeitbildungsgänge der fünf Berufsschulen. Allein in diesem Jahr werden es 800 Schüler mehr sein. Die SPD hatte die gestrige Sondersitzung beantragt, um vor der morgigen Kreisausschuss-Sitzung die Sachlage zu erörtern. Vom Ansturm besonders betroffen ist das Anna-Siemsen-Berufskolleg in Herford. Hier kann noch nicht einmal allen berufsschulpflichtigen Jugendlichen ein Unterrichtsangebot gemacht werden.
Eine vorläufige Anmeldebilanz für das kommende Schuljahr lässt Böses ahnen: Mit 890 Anmeldungen für den Vollzeitbereich werden es am Siemsen-Kolleg 300 mehr sein als im Vorjahr. »Wir fühlen uns von der Politik verschaukelt«, sagte Schulleiterin Doris Römer. Vollmundigen Versprechungen würden keine Taten folgen.
An den anderen Schulen sieht es wenig besser aus. Am August Griese-Kolleg in Löhne müssen sechs zusätzliche Vollzeitklassen eingerichtet werden. Wegen fehlender Fachräume wurde hier der praktische Unterricht bereits von 16 auf acht Wochenstunden halbiert.
Das Erich Gutenberg-Kolleg in Bünde hat 200 Schüler mehr aufgenommen. Entspannter ist die Situation am Friedrich List- und Wilhelm Normann-Berufskolleg. Insgesamt fehlten am Herforder Berufsschulzentrum jedoch erhebliche Raumkapazitäten. Aber nicht nur die Raumnot, auch der sich mit steigenden Anmeldezahlen zuspitzende Lehrermangel erschwere den Schulalltag. Bei allen Zahlen sei zudem die hohe Quote der Wiederholer noch nicht eingerechnet.

Artikel vom 11.05.2005