11.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Todesschütze soll lebenslang einsitzen

Geldboten-Überfall: Für Kraftfahrer aus Bad Oeynhausen als Mittäter sechs Jahre Haft gefordert

Von Uwe Koch
Bielefeld/Bad Oeynhausen (WB). Wegen der Tötung des Vlothoer Geldboten soll der Schütze Alexej B. eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes absitzen. Das hat am Dienstag Staatsanwalt Christoph Mackel vor dem Bielefelder Schwurgericht gefordert. Die Mittäter sollen wegen gemeinschaftlichen Raubes siebeneinhalb und sechs Jahre hinter Gitter.

Die »verabscheuungswürdige Tat«, erklärte Rechtsanwalt Martin Lindemann als Vertreter der Familie des Opfers aus Hiddenhausen, könne nur mit der Höchststrafe gesühnt werden, resümierte Staatsanwalt Mackel gestern in einem rund einstündigen Plädoyer.
B. habe den 66-jährigen Erwin T. am Morgen des 12. November des vergangenen Jahres vor der Filiale Vlotho-Valdorf der Sparkasse Herford »gezielt« erschossen, folgerte der Ankläger. Auf eine Beute von bis zu 50 000 Euro hatte er gehofft, entreißen konnte er dem Geldboten allerdings nur eine Tasche mit Bankpost und einer Goldmünze.
Minutiös listete Christoph Mackel anhand der Aussagen der Angeklagten und aller Zeugen das Geschehen auf, das in den Wochen zuvor zu dem Mord geführt hatte. Der Bad Oeynhausener Kraftfahrer Ralf G. (41) habe demnach zufällig von der DPD-Angestellten Sabine G. erfahren, dass die Filiale mit hohen Geldbeträgen beliefert werde. Über diese Erkenntnisse hatte G. mit seinem Drogenlieferanten B. (25) aus Preußisch Oldendorf gesprochen. Der gebürtige Russe wiederum weihte den Kasachen Hasan I. (27) ein, der sich illegal in Stemwede aufhielt.
Mitte Oktober des vergangenen Jahres sei die Planung konkreter geworden, erklärte Mackel gestern, obwohl Sabine G. als vermeintliches Opfer eines fingierten Raubüberfalls nicht mehr zur Verfügung gestanden habe. Der Staatsanwalt stützte diese Erkenntnisse vor allem auf die ersten polizeilichen Aussagen von Hasan I. Der Kasache hatte den Kraftfahrer aus Bad Oeynhausen seinerzeit massiv belastet. Der 41-Jährige habe »das Ganze weiterlaufen lassen«, nachdem er »den Geist aus der Flasche gerufen hatte«.
Wie I. sei G. demnach also wegen eines gemeinschaftlichen schweren Raubes zu bestrafen. Ralf G. soll nach Mackels Ansicht sechs Jahre Haft absitzen. Hasan I. war am Morgen des 12. November 2004 mit seinem Freund nach Valdorf gefahren. Und I. habe vorher darüber gesprochen, dass der Widerstand des Geldboten mit »einem Messer oder einer Pistole« gebrochen werden sollte. I. soll siebeneinhalb Jahre hinter Gitter.
Der Todesschütze Alexej B. selbst habe am Tatort vier Schüsse abgegeben. Die Schüsse hätten sich auch nicht im Gerangel gelöst. B. sei dem Geldboten körperlich überlegen gewesen und das Opfer habe gebeugt vor ihm gestanden.
Die Verteidiger beantragten milde Strafen wegen Raubes mit Todesfolge und wegen schweren Raubes in einem minder schweren Fall. Rechtsanwalt Dirk Baumann, Herford, forderte für seinen Mandanten Ralf G. sogar einen Freispruch, da er vom Versuch des Raubes zurückgetreten sei.
l Das Schwurgericht wird sein Urteil am 19. Mai verkünden.

Artikel vom 11.05.2005