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Starke Töne erobern den Raum

90 Bilder von unendlicher Vielfalt: Der Kunstkreis stellt im Kreishaus aus

Steinhagen/Gütersloh (anb). Das Gütersloher Kreishaus ist zur Galerie geworden: Neun Steinhagener Künstler zeigen im modernen Verwaltungsbau seit Montagabend ihre Werke. Insgesamt 90 Bilder ziehen sich vom Foyer aus bis hinauf auf die zweite Galerie der riesigen Eingangshalle -Êund weisen letztlich den Weg zurück in die Gemeinde und zum vielfältigen künstlerischen Schaffen in Steinhagen: »Der Kunstkreis stellt sich vor«, so der Titel der Gemeinschaftsausstellung.

Landrat Sven-Georg Adenauer eröffnete am Montagabend die Bilderschau vor zahlreichen Gästen, unter denen auch etliche Steinhagener waren. Er freue sich über so viel Farbe in dem doch so nüchternen Kreishaus, sagte Adenauer. Die Ausstellung solle den Kunstkreis ermuntern, weiterzumachen im Bestreben, Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen. Denn was der Landrat am Wirken des nunmehr seit 20 Jahren bestehenden Kunstkreises besonders beeindruckt, ist nicht nur das Schaffen, sondern auch die Kommunikation - das Diskutieren und Philosophieren - über Kunst.
An Vielfalt ist diese Ausstellung nicht zu überbieten. Das strich denn auch Künstlerkollegin und Kunsterzieherin Sabine Ehlers in ihrer Eröffnungsrede heraus. Schade findet sie indes, dass die Werke trotz des riesigen Raumes, der sie umgebe, nicht genug Luft zum Atmen hätten. Zu dicht hängen sie ihrer Meinung nach an den wenigen Stellwänden, zu schnell springe der Blick des Betrachters von einem Bild zum nächsten.
Von Aquarell bis Acryl, von Linoldruck bis Glaskunst - alles ist dabei. Südliche, mediterrane Landschaften breiten sich aus: Mal in zarteren Farben wie bei Wolfgang Geller, mal in kräftigerem Aquarellstrich oder gar in starken, dennoch samtig-warmen Tönen in Öl wie bei Annette Bindernagel. Auch Heike Otto blickt in die Landschaft, in fast durchscheinenden Tönen, die sie einer besonderen Technik, der Eiöltempera, zu verdanken hat: Die Zartheit und gleichzeitige unendliche Tiefe der Farbräume strich Sabine Ehlers besonders heraus.
Landschaft, überhaupt Natur macht auch Alfred Schormann zum Thema. Graue Aquarellvarianten, Federzeichnungen, Kohle - das sind karge, präzise Ansichten, das geht aber auch in filigrane Details wie in den Bleistiftzeichnungen von Tieren.
Elisabeth Willnecker hingegen setzt Natur vollständig in Stimmung um. Im Angesicht der Tsunami-Katastrophe in Südostasien sind die zehn Bilder entstanden, die sie in Gütersloh zeigt. »Die Erde bricht auf«, »Chaos«, »Zerstörung« - so einige Titel. »Das Fremde und Unfassbare der Natur wird hier deutlich«, kommentierte Sabine Ehlers.
Abstrakt, grafisch wird es bei Wolfgang Milting: »Typeart« verbindet moderne digitale Technik mit künstlerischer Gestaltung. Experimentierfreudig gibt sich Wolfgang Schulz, der vom Wachsdruck über den »Gummibaum« als Federzeichnung bis hin zum Transparent alles bietet.
Lässt der Besucher den Blick dann durch dir hohen Hallen des Kreishauses schweifen, dann fallen Werke zweier Kunstkreis-Mitglieder besonders auf. Beide sind sie zwar auch auf den Stellwänden vertreten. Aber darüber hinaus entfalten »Kaleidoskop« und »Inferno« von Ingeborg Bergmann an einer grauen Betonwand in der ersten Etage eine unglaubliche Leuchtkraft. Mit speziellen Glasmalfarben hinter Acrylglas hat die Malerin im vergangenen Jahr den Versuch gestartet, transparent zu malen - mit Erfolg: »Eine Strahlkraft fast wie aus einer anderen Welt«, sagte Sabine Ehlers.
Und noch eine Etage höher, krönen Evert Zwaans »Harfenklänge« die Ausstellung: ein Riesenbild in fünf Einzelteilen, drei mal vier Meter groß. In Acryltechnik hat Zwaan es eigens für das Kreishaus auf MDF-Platte, ein Hartfasermaterial, gemalt: »Die Harfe hat es mir angetan«, so der Maler, der selbst leidenschaftlicher Musiker ist. So leicht, so himmlisch: »Harfenklänge« haben so hoch oben wahrlich ihre Berechtigung - und fügten sich doch ins Vernissage-Geschehen unten im Foyer. Denn dort spielte Musikerin Jana Schäffer zur Freude des Publikums auf der Harfe.
Noch bis Donnerstag, 16. Juni, ist die Gemeinschaftsausstellung an der der Herzebrocker Straße 140 zu sehen.

Artikel vom 11.05.2005