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Wo die eiszeitlichen Winde tanzten

Hexenbrink: Der heutige Kröten-Tümpel war vormals ein Hügel aus aufgewehtem Sand

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Mythische Geschichten ranken sich um den Ort tief im Wald: Ob sich hier einst die Hexen getroffen haben? Der Name Hexenbrink könnte das ja glatt vermuten lassen... Mit der grünen Idylle, die sich heute abseits des Hilterweges bietet, wollen wir den Faden unserer »Patthorster Geschichte(n)« noch einmal aufnehmen.

Dem Amshausener Dr. Siegfried Finke, Physiker von Haus aus, sind derartige Spekulationen aus dem Volksglauben viel zu unsicher. Er setzt auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Und die besagen, dass statt Hexen vielmehr die eiszeitlichen Winde an diesem Platz getanzt haben. Denn ursprünglich war der Hexenbrink keineswegs ein Tümpel, sondern bildete sogar eine leichte Erhebung von immerhin bis zu fünf Metern Höhe und rund 100 Metern in der Länge. Ihre Fortsetzung ist heute noch am Butterweg zu erkennen.
Die Eiszeit hat der Patthorst diesen Hügel ebenso wie noch einige weitere Dünen zugetragen. Vor rund 200 000 Jahren, während der Saale-Eiszeit, da dehnten sich die Gletscher bis in die heimische Region aus. »Die Patthorster Dünen bestehen aus Sand, der mit den großen Schmelzwasserströmen angeschwemmt wurde, als sich die Gletscher vor rund 14 000 Jahren zurückzogen und es endgültig warm wurde«, erläutert Siegfried Finke zur Geologie. Das Eis verschwand, und zurück blieb eine karge Landschaft - eine Tundra: »Wenn dann die Winde über diese Ebene jagten, dann wurde der Sand, der sich an den Rändern der Bäche gesammelt hatte, weitergetragen«, so Finke.
Nebenbei: Die Eiszeit hat der Patthorst auch noch weitere »Exoten« hinterlassen. Feuersteine etwa und Findlinge. »Die gab es hier ja ursprünglich auch nicht«, erklärt Siegfried Finke. Die Grundmoränen der Gletscher, tiefer im Boden, haben sie mitgebracht - ebenso wie Lehm und Mergel.
Doch zurück zum Hexenbrink. Dass die Anhöhe zum Teich wurde, das ist dem Straßenbau zu verdanken. Vor 40, 50 Jahren hat man zu diesen Zwecken in der Patthorst Sand abgetragen, mitunter sogar bis unter Bodenniveau, so dass sich durch den hohen Grundwasserstand, den das Waldgebiet aufweist, schließlich ein Tümpel bildete. Der war in den 60-er und 70-er Jahren noch um einiges größer als heute. Aber zu Beginn der 80-er Jahre war versucht worden, ihn vollständig zuzuschütten, wie sich Dr. Finke an eine - vorsichtig gesagt - fragwürdige Aktion erinnert, die in erst letzter Minute noch gestoppt werden konnte.
Heute ist der Hexenbrink ein beliebtes Laichgewässer der Frösche und Kröten - die Zäune am Hilterweg in jedem Frühjahr weisen ja darauf hin. Brink bedeutet Hügel: Und der Hexenbrink ist bezeichnenderweise nicht die einzige ehemalige Anhöhe in der Gemeinde. Dr. Siegfried Finke nennt in diesem Zusammenhang etwa auch den Sechtenbrink in Amshausen, den - Stichwort: Straßenbau - ein ähnliches Schicksal ereilte.

Artikel vom 12.05.2005