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Humoristische Freistöße

Beim »Lob der Provinz« wurde elegant gedribbelt

Von Thorsten Böhner
(Text und Foto)
Altenbeken (WV). Eine »runde« Leistung ohne Fehlpässe und Schiebereien, dafür jede Menge Treffer ins Schwarze, servierten die Akteure beim »Lob der Provinz« in Altenbeken.

Anpfiff in der Arena Eggemuseum in Altenbeken. Jochen Malsheimer schaltet zum furiosen Auftakt sofort den Turbo ein und legt die Meßlatte für seine Mitspieler in punkto Tempo ziemlich hoch. Er passt weiter auf Hans Günther Butzko, der den Ball sofort aufnimmt. Die Zuschauer werden Zeuge, dass es mit dem verbalen Intellekt von »Kaiser Franz« nicht allzu weit her ist, ähnlich wie bei anderen Kollegen der kickenden Zunft.
Danach Einwechslung von Erwin Grosche und Schiedsrichter Hermann Schmolke, der als Altenbekener Urgestein Heimvorteil genießt. Augenzwinkernd wird über die Männer in Schwarz gefachsimpelt. Legendäre Fußballzitate werden ebenso zum Besten gegeben wie diverse Pfeifenklänge, und das direkt aus dem Publikum. Zudem bekennt Schmolke freimütig, dass ihn Randale im Stadion nicht aus der Ruhe bringt.
Liedermacher Hans Eckhardt Wenzel, mit Frisur wie ein dauergewellter Günther Netzer, schnappt sich das Leder, um aus kurzer Distanz Chansons über Bananen (ein Schelm, wer hier an Olli Kahn denkt), die trügerische Idylle seiner ostdeutschen Heimat und versteckte Sehnsüchte in Matrosenhosen direkt in humoristische Freistöße zu verwandeln, um danach geschickt den Ball flach zu halten. In der zweiten Halbzeit tritt er umso mehr aufs Gas. Der U21 ist er zwar knapp entwachsen, aber Wenzel versteht sich darauf, erfrischende Akzente zu setzen.
Danach bringt sich Butzko wieder gekonnt ins Spiel mit der Erkenntnis, dass es für Männer den wahren Höhepunkt nur beim Fußball gibt und einzig das runde Leder den maskulinen Jagdinstinkt zu wecken vermag. Wollte der Gelsenkirchener einst selbst Kicker werden, wechselte er ins kabarettistische Fach - zum Glück, dribbelt er sich doch gar zu ansehnlich von einer Pointe zur anderen. Das Publikum bejubelte Heim-und Gastspieler einschließlich der Stadionmusiker (Provinzchor und »Tiffany-Ensemble«).

Artikel vom 10.05.2005