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Ein Bein steht in Liga zwei

Paderborn schlägt Werder/A. 3:1

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). »Wir haben einen Elfmeter, den müssen wir jetzt nur noch rein machen. Dann sind wir in der 2. Liga.« Paderborns Torhüter Stephan Loboué versuchte die Euphorie in Worte zu fassen, denn nach dem 3:1 (0:1)-Sieg über Werders Amateure steht Fußball-Regionalligist SC Paderborn 07 mit einem Bein in Liga zwei.

Die Konkurrenten aus Osnabrück und Braunschweig haben gepatzt, der SCP hat gesiegt - drei Spieltage vor Schluss könnte schon ein weiterer Dreier am Samstag in Münster zum ersehnten Aufstieg reichen. »Besser kann eine Mannschaft nicht funktionieren. Wir haben von Beginn an Druck gemacht und uns auch vom unglücklichen 0:1 nicht beirren lassen«, lobte Kapitän Löbe das Team.
Bereits in der ersten Minute hatte Radovan Vujanovic das 1:0 auf dem Fuß, als der unsicher wirkende Werder-Schlussmann Kasper Jensen einen Stephan Maaß-Schuss nur abklatschen konnte. Doch völlig frei drosch der Serbe den Abpraller aus vier Metern über das Tor. Nach Lübeck und Chemnitz ließ der Austria-Angreifer damit die dritte Riesenchance in Folge ungenutzt.
Ganz anders die Gäste. Nur zwei Gegenangriffe starteten die Werder-Amateure im Spiel, einer führte zum 1:0 (6.). Nach einem Freistoß von Michael Oelkuch köpfte der sträflich frei stehende Marco Stier den Ball aufs Tor. Konnte Loboué das Leder zunächst noch an den Pfosten lenken, war Thiago Rockenbach Da Silva Sekunden später der Nutznießer und schob zur Führung ein. Da stimmte die Zuordnung überhaupt nicht. Das war allerdings der einzige Schnitzer, den sich der SCP am Samstag leistete.
In der Folgezeit ging es immer nur in eine Richtung. Das Bremer Tor stand beim Paderborner Einbahnstraßenfußball unter Dauerbeschuss, die allerbesten Möglichkeiten vergaben erneut Vujanovic (36.) nach Löbe-Flanke und der Spielführer (44.) auch noch selbst.
Die Pause war beim SCP ganz kurz. Die komplette Elf stand nach zehn Minuten schon wieder auf dem Rasen und erwartete die Gäste. »Wir wollten nur schnell raus und endlich den Rückstand korrigieren«, beschrieb Löbe später die aufgeladene Stimmung in der Kabine. Und ausgerechnet Vujanovic wurde mit einem Doppel-Schlag zum Matchwinner. Beim 1:1 (55.) profitierte der 22-Jährige von zwei haarsträubenden Abwehrfehlern der Gäste. Nach einer Cartus-Flanke trat Florian Mohr am Ball vorbei und auch Torhüter Jensen griff ins Leere. Vujanovic traf und legte nur zwölf Minuten später nach: Ein glänzendes Zuspiel von Guido Spork beförderte Vujanovic in die Maschen. »Ich war mir sicher, dass Rado noch ganz wichtige Tore für uns machen würde«, freute sich Trainer Dotchev. Den schönsten Treffer des Tages erzielte aber Daniel Cartus (77.), der einen Ball, von Löbe mit der Hacke aufgelegt, bekam, sofort abzog und traf.
Das war schon fast »brasilianisch«, spiegelte aber auch ein bisschen die Spielfreude der Paderborner wider. Eine Vorstellung, die auch Werder-Trainer Wolter beeindruckte: »Der SC Paderborn 07 ist eine Klasse für sich. Wir waren gegen einen übermächtigen Gegner chancenlos.«
(Fußball-)Paderborn steckt im Aufstiegsfieber - nur Daniel Cartus hält sich verbal noch ungewohnt zurück: »Ein Elfer und wird sind oben? Wenn ich mich richtig erinnere, sind wir ja im Elfmeterschießen nicht so gut.« Freiburger Pokalgrüße, die nicht so ganz ernst gemeint waren. Denn auch für den Rechtsaußen steht fest: »Wir sind die Gewinner des Spieltages.«

Artikel vom 17.05.2005