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Ältere kümmern sich um Jüngere

Gymnasiasten werden zu Schulpaten für fünfte und sechste Klassen ausgebildet

Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). Ältere Schüler kümmern sich um jüngere. Diese Idee ist nicht neu. Das Gymnasium packt sie jetzt aber in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) neu an. 15 Gymnasiasten werden zu Schulpaten ausgebildet. »Wir wollen das Wir-Gefühl stärken«, erklärt Rita Weege, stellvertretende Schulleiterin.

Sechs Mal treffen sich die engagierten Schüler, die zwischen 15 und 17 Jahren alt sind, nach Schulschluss in diesem Jahr in der Werretalhalle. Mit dem Psychologen Jens Kersting lernen sie, wie sie mit Gruppen arbeiten können. »Es geht um Konfliktlösung, aber auch um Orientierungshilfe«, sagte Kersting. »Wir wollen herausfinden, was in der Rollte als Pate möglich ist und was nicht.« Gestern stand beim zweiten Treffen die Frage im Vordergrund: »Wie schaffen wir es, ein gutes Team zu werden?«
Je zwei bis drei aus der Gruppe werden im kommenden Schuljahr die Patenschaft einer fünften oder sechsten Klasse übernehmen. »Sie sollen ihnen den Einstieg ins Schulleben erleichtern«, sagt Rita Weege. Dies werde künftig in enger Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern geschehen. Das sei in der Vergangenheit etwas zu kurz gekommen.
Die 17-jährigen Patrick Urban und Torben Treichel aus der elften Jahrgangsstufe sind bereits Paten in der Klasse 5 b. »Wir begleiten die Kleinen auf Klassenfahrt und auf Ausflügen«, erzählt Urban. »Zudem organisieren wir mit ihnen Spiel-, Musik- oder Grillabende.« Er selbst habe sich dazu entschlossen, diese Aufgabe zu übernehmen, weil seine ersten Jahre am Gymnasium nicht so gut gelaufen seien. »Wir möchten, dass sich die jungen Schüler in ihrer Klasse und am Gymnasium wohl fühlen.«
»Die Fünftklässler haben uns gegenüber weniger Hemmungen als den Lehrern gegenüber«, meint Torben Treichel. So sei einmal jemand zu ihnen gekommen, der gemobbt worden sei. Während der Patenausbildung hoffen die beiden zu lernen, wie mit Problemen am besten umzugehen sei. Rita Weege ist froh, dass sich genügend Schüler gefunden haben, die an der Ausbildung teilnehmen wollten. »Hier wird ihre Selbstständigkeit gestärkt und die Übernahme von Verantwortung gefördert«, sagt sie.
Die Idee zu dem Schulpatenprojekt hatte die Lehrerin gemeinsam mit Heike Neidhardt entwickelt. »Die Paten erhalten hier Hintergrundwissen und das nötige Handwerkszeug«, sagt Neidhardt. Die VHS-Fachbereichsleiterin öffnete für die Ausbildung der Gymnasiasten die Fördertöpfe: »Wir haben 2 500 Euro von dem Unternehmen Gelsenwasser bekommen.« Der Gelsenkirchner Konzern fördert Schulprojekte.

Artikel vom 10.05.2005