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René wird es wieder
»müllern« lassen

Comeback nach acht Monaten Verletzungspause

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Die Ziele sind bescheiden geworden. Wurde René Müller früher an Toren, Vorlagen oder gewonnenen Zweikämpfen gemessen, ist Pavel Dotchev heute froh, wenn er die tägliche Trainingseinheit beim SC Paderborn 07 ohne Beschwerden durchsteht: »Ich freue mich für René, es macht wieder Spaß, ihm zuzusehen.«

Der seit zehn Tagen besonders stark unter Druck stehende Trainer des Regionalligazweiten sehnt das Comeback des Bad Oeynhauseners herbei. Nicht nur, weil er eine echte Alternative im Angriff wäre, sondern weil der Torjäger auch eine Persönlichkeit ist, auf die Dotchev in der entscheidenden Phase des Aufstiegskampfs nicht verzichten möchte. »Renés Anwesenheit wäre schon wichtig«, sagt Dotchev, schränkt aber ein: »Ich will keinen zusätzlichen Druck ausüben. Sein Einsatz muss sich aus der täglichen Arbeit heraus ergeben. Es liegt allein an René, das Signal zu geben.«
Die Rückkehr auf den Rasen würde der Blondschopf, der am 19. Mai seinen 31. Geburtstag feiert, am liebsten schon heute verkünden, doch der Stürmer weiß fünfeinhalb Monate nach seiner Bandscheiben-OP selbst noch nicht genau, wann er es wieder »müllern« lassen kann. »Es geht steil bergauf und ich freue mich über jeden Trainingstag, aber ich muss schauen, wie diese Woche läuft«, weicht er allen Fragen nach seinem Comeback-Termin aus.
Anvisiert haben Spieler und Trainer den 14. Mai, wenn der SCP im vorletzten Heimspiel die abstiegsbedrohten Werder-Amateure erwartet. Es wäre Müllers erstes Pflichtspiel seit dem 21. September (2:1-Sieg im DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg) und das Ende einer monatelangen Ungewissheit. Verlief die Bandscheiben-OP Ende November in München noch planmäßig, verzögerte die bei Belastung anfällige Oberschenkel-Muskulatur Anfang April eine frühere Rückkehr. »Die beste Reha ersetzt das tägliche Training nicht. Wenn man solange ausgesetzt hat wie ich, sind die Defizite einfach riesig, da braucht man Geduld«, sagt Müller. Die hatte sein Coach (Müller: »Pavel Dotchev hat immer an mich geglaubt«), die hatte auch der Spieler, der jetzt das Ende eines ganz langen Weges sieht, auch wenn er eine Rückkehr auf die Bank nur als »moralische Unterstützung« ausschließt: »Ich muss das Gefühl haben, der Mannschaft helfen zu können. Alles andere macht keinen Sinn.«
Der Mann, der vor zwölf Monaten Rot-Weiß Erfurt mit 17 Toren in die zweite Liga schoss, gibt immer 100 Prozent, genau diese Spielweise vermisst Dotchev bei zwei Alternativen als zweite Spitze neben Kapitän Alexander Löbe. Neuzugang Radovan Vujanovic mühte sich zwar gegen Lübeck und auch in Chemnitz redlich, viel Produktives kam dabei nicht heraus. Drei i Riesenchancen ließ der Serbe auch noch ungenutzt und machte deutlich: Es hapert bei dem 22-Jährigen nicht nur an der Schnelligkeit.
Georgi Donkov merkt man die monatelange Zwangspause deutlich an, in Chemnitz vermittelte der Bulgare aber auch nicht den Eindruck, alles zu geben. Dotchev selbst will die beiden öffentlich nicht kritisieren, sagt nur: »René gibt immer alles. Der stirbt für die Mannschaft auf dem Platz.« Und meint damit: So einer fehlt mir.

Artikel vom 10.05.2005