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Projekt »Stolpersteine«
liegt vorerst auf Eis

Historikerin fühlt sich brüskiert - Verfahren offen

Von Volker Zeiger
Enger (EA). In Enger wird es vorerst keine Stolpersteine geben. Stadtverwaltung und Stadtrat haben sich gestern offiziell von dem Projekt, das mit Steinen im Straßenpflaster an getötete jüdische Mitbewohner erinnern sollte, distanziert. Regelungen in einem Gestaltungsvertrag, der mit Projekturheberin Angelika Tiemann geschlossen werden sollte, ließen das Vorhaben platzen.

Tiemann hatte das Vorhaben »Stolpersteine« angeregt. Erinnert werden sollte mit zehn mal zehn Zentimeter großen Steinen an Helene und Jonas de Vries und deren Sohn Ludwig, Max Spanier, Berta Marx, Josef van Pels und Ernst van Pels an Straßen wie etwa der Werther-, Stein- und Bahnhofstraße. Der Hauptausschuss akzeptierte den Antrag im Februar 2005 und beauftragte die Verwaltung, mit Personen, die das Vorhaben unterstützen möchten, einen den »Vorschriften des Straßen- und Wegerecht entsprechenden Gestaltungsvertrag abzuschließen«. Wenn dabei, so heißt es einer Stellungnahme der Verwaltung, »an einer Straße etwas dauerhaft verändert wird, ist zu regeln, wer die Kosten trägt, wer darauf achtet, dass das Veränderte erhalten bleibt und wer für Schäden aufkommt«. Tiemann wurde gebeten, Forschungsergebnisse über die Standorte der Steine der Kommune zur Verfügung zu stellen. Damit sollte gewährleistet werden, dass die Stadt sagen könne, welche Informationen zur Auswahl führten.
Die Historikerin sei mit »einzelnen technischen Regelungen im Entwurf des Gestaltungsvertrages nicht einverstanden« gewesen, so die Stadtverwaltung. Sie habe die Forderung nach Forschungsergebnissen nicht akzeptiert, sondern eine Absage erteilt. Bürgermeister Klaus Rieke: »Wir versuchen eine Basis dennoch zu finden.«
Tiemann: »Anspruch auf Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung hat der, der diese Forschung bezahlt«. Ergebnisse ihrer Arbeiten würden der Stadt wohl irgendwann bekannt werden, und dann »kann die Stadt ja entscheiden, ob die Stolpersteine verlegt werden oder nicht. Denn: hergestellt, hergestellt werden sie«.

Artikel vom 10.05.2005