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Ausstellung lässt
Augen funkeln

Glasschmuck im Heimatmuseum

Löhne (apk). »Eine schillernde Glitzerwelt« verspricht Museumsleiter Joachim Kuschke den Besuchern der neuen Ausstellung, die am Freitag, 13. Mai, um 18 Uhr eröffnet wird. »Glasperlen - Kostbarkeiten des Abendlandes« locken die Besucher -Ê Glasschmuck der vergangenen 130 Jahre von der Brosche über Armbänder bis zur Gürtelschnalle, venezianische Perlen sowie gläserne Objekte der Gegenwartskunst.
Ausstellungsstücke wie dieses Collier sind im Heimathaus zu sehen.

»Zählt man jede einzelne Glasperle, kommen wohl 20 000 Ausstellungsstücke zusammen. Aber aufgegliedert in die einzelnen Schmuckstücke sind es etwa 200«, verrät Karin Rappold-Kleinert. 99 Prozent der Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung der Bielefelderin. Dabei ist jedes der handgefertigten Glasstückchen ein Unikat.
»Für uns ist Glas heute in den allermeisten Fällen ein relativ billiges Industrieprodukt, dem man seine Geschichte nicht ansieht«, erklärt die ehemalige Kunstlehrerin, die in Venedig das Glasblasen erlernte. »Aber über mehrere Jahrtausende war das Glasmachen eine Kunst, die wenigen zugänglich war und oftmals streng geheim gehalten wurde, so dass die Produkte einen hohen Prestigewert und Preis hatten.« So gab es Glas in Kronen und Evangeliaren, in Altären und Zeptern, denn lange Zeit war die gezielte Herstellung von begehrtem stark farbigem Glas zufallsabhängig wie das Finden von Edelsteinen.
In Deutschland fand der Glasschmuck vor etwa 130 Jahren mit Ende des deutsch-französischen Krieges und dem Beginn der Industrialisierung seine Käufer. »Getragen wurde er von Frauen aus der Oberschicht oder der wohlhabenderen Mittelschicht«, weiß Karin Rappold-Kleinert. »Ein einfaches Hausmädchen konnte sich Strass-Schmuck auch 1930 noch nicht leisten.« In den dreißiger und vierziger Jahren stieg der Verkehrswert der gläsernen Preziosen dann enorm, als die weiblichen Filmstars diese bevorzugt in den Filmproduktionen aus Hollywood trugen. In Deutschland setzte sich dieser Trend kriegsbedingt erst in den fünfziger Jahren in der Mittelschicht durch.
Die Ausstellungsmacher möchten nun in Zeiten, da Glas ein industrielles Massenprodukt geworden ist, mit einem glitzernden Augenschmaus Interessierten Anregungen geben, das jahrtausende alte Material aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Möglich ist dies bis zum 2. Juli samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 12.30 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr. Gruppen und Schulklassen können unter & 0 57 32 / 31 72 oder & 100 317 auch Termine für Sonderführungen durch die Ausstellung vereinbaren.

Artikel vom 10.05.2005