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Lauretas Rückkehr gefeiert

Entführtes Baby nach drei Tagen wieder wohlbehalten bei den Eltern

Von Matthias Röder
Leverkusen (dpa). Der Sekt floss nicht gerade in Strömen, aber einen kleinen Schluck gönnten sich Chefarzt, Pflegepersonal und Lauretas Familie im Leverkusener Remigius Krankenhaus doch.

Drei Tage lang hatten sie um das kleine Mädchen gebangt. Der Säugling war fünf Stunden nach seiner Geburt von einer falschen Hebamme praktisch aus den Armen der 35-jährigen Mutter entführt worden. Am Samstagabend war das Zittern vorbei. »Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen«, sagt Frauenarzt Dr. Anton Humrich. Laureta war wohlbehalten wieder bei ihren Eltern, mit hellwachen Augen und einer kurzen Schreiprobe.
Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung wurde wenige Stunden später in Wuppertal die 39-jährige Verdächtige festgenommen. Das Kind sei von der Entführerin »bestens versorgt« worden, sagte Humrich. Es wurde am Samstagnachmittag entdeckt. Die Frau hatte es in einem Aufzug in Düren, 50 Kilometer vom Tatort entfernt, abgelegt. Der Ort sei so gewählt gewesen, dass das Baby schnell gefunden werden musste.
Nach Einschätzung der Polizei hatte auch der große Fahndungsdruck die Tatverdächtige dazu gebracht, das Kind wieder freizugeben. »Wir sind vor allem glücklich und dankbar«, freuten sich die Eltern aus dem Kosovo mit ihren zahlreichen Freunden und Verwandten, die am Samstagabend eine kleine »Laureta-Willkommens-Party« auf der Station feierten.
Nach dem Fund wurde das Baby sofort untersucht. Es war kerngesund. Bevor die Eltern über das glückliche Ende der Entführung informiert wurden, wollten die Ermittler »auf Nummer Sicher« gehen. Im Krankenhaus wurden die nach der Geburt genommenen Fußabdrücke mit denen des Findlings verglichen - kein Zweifel, es war Laureta, der Wiedersehensfreude stand nichts mehr im Weg.
Die 39-jährige Verdächtige legte laut Polizei gestern ein volles Geständnis ab. Sie soll von einem jungen Pärchen unterstützt worden sein, das das Baby zeitweise aufgenommen hatte. Auch die beiden 18-Jährigen - die Frau ist hochschwanger - wurden wegen Verdachts der Beihilfe festgenommen.
Die 39-Jährige war am Mittwoch weiß gekleidet ins Krankenhauszimmer von Lauretas Mutter gegangen und hatte dieser zunächst zur Geburt gratuliert. Dann nahm sie das Kind mit - zu einer Untersuchung, wie sie sagte. Als eine Stunde später die richtige Hebamme auftauchte, schöpfte die Familie Verdacht. Über die Motive der Entführerin teilte die Polizei gestern noch nichts mit.

Artikel vom 09.05.2005