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Und ganz nebenbei ein 0:2

Arminia gegen Schalke: Trainer und Transfers im Mittelpunkt

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Jetzt, da das sportliche Saisonziel erreicht ist, widmen sich sogar die Fans von Arminia Bielefeld statt dem Fußballspiel lieber ganz anderen Themen. Spielerverluste, Trainertheater - Samstag vor der Heimpartie gegen Schalke 04, die 0:2 verloren ging, rollten Anhänger in Block 5 ein Transparent aus: »Glückwunsch Geschäftsführer, am besten, ihr geht auch!«
Flugschau in der SchücoArena: Armine Daniel Bogusz (oben) und Schalkes Gerald Asamoah total abgehoben. Bogusz war Arminias Unglücksrabe. Der Pole verursachte den Strafstoß, der zum 0:1 durch Lincoln führte. Fotos: Stefan Hörttrich
Und, Herr Kentsch, ärgert Sie so etwas? »Wenn der ein oder andere meint, auf diese Weise kundtun zu müssen, was ihn beschäftigt, ist das seine Sache. Wir stehen da drüber. Ich glaube, die Fans urteilen sehr emotional und machen sich wenige Gedanken zu den gegebenen Umständen im Verein«, kommentierte Arminias Geschäftsführer Finanzen kühl.
Roland Kentsch vermittelte tatsächlich nicht den Eindruck, innerlich aufgewühlt zu sein. Im Gegenteil. Stattdessen betonte er einmal mehr, dass der DSC auf gutem Wege sei, eine Mannschaft zu kreieren, die auch in der kommenden Spielzeit auf höchstem nationalen Niveau absolut wettbewerbsfähig sein werde.
Dass Daniel Bierofka (Bayer Leverkusen) und Hanno Balitsch (Mainz 05) zögern, bei Arminia zu unterschreiben, hänge, so Kentsch, auch damit zusammen, dass Uwe Rapolder sich noch immer nicht eindeutig geäußert hat, ob er kommende Saison Arminia Bielefeld oder den 1. FC Köln trainiert. Dienstag, spätestens Mittwoch werde, so der DSC-Coach, die Entscheidung bekannt gegeben. »Bliebe Rapolder, würde das die Wahrscheinlichkeit, dass die Spieler zu uns kommen, signifikant erhöhen«, sagte der Finanzboss.
Nur was, wenn Uwe Rapolder ähnlich denkt und darum ebenfalls erstmal abwartet, ob der Verein seine Wunschspieler verpflichtet, ehe er seine vertragliche Abmachung mit Arminia (Kontrakt bis 2007) einhält? Kentsch: »Ich glaube nicht, dass der Trainer derartige Forderungen an den Verein richtet.«
Dass weiter Qualität verpflichtet werden muss, wurde am Samstag überdeutlich. Die Leistungsträger Petr Gabriel (Knieverletzung), Markus Schuler (Muskelfaserriss) und Delron Buckley (Rot-Sperre) waren nicht zu ersetzen. Immerhin: »Wir sind in der Lage, auch ohne Buckley viele Torchancen herauszuspielen«, merkte Rapolder an. Allein es fehlt die Durchschlagskraft. Es steht außer Frage, dass die Gastgeber im ausverkauften Stadion gegen Gelsenkirchen aufgrund einer deutlichen Leistungssteigerung nach der Halbzeit mindestens ein Unentschieden verdient gehabt hätten. »Wir haben uns in der Pause gemeinsam vorgenommen: Lasst uns den Zuschauern doch etwas bieten. Aber wenn du fünf klarste Chancen nicht nutzt, brauchst du nicht traurig zu sein, wenn du nicht gewinnst«, analysierte Rapolder.
Ervin Skela war in der ersten Halbzeit ebenso nah an seinem ersten Saisontor wie Fatmir Vata in der zweiten an seinem fünften. Beide Albaner vergaben Hochkaräter, gleiches gilt für Matthias Langkamp, Marcio Borges (beide per Kopf) sowie Detlev Dammeier und Isaac Boakye, die es ebenfalls verpassten, Schalkes Champions-League-Ambitionen einen Dämpfer zu verpassen. S04-Reservetorwart Christofer Heimeroth erwischte einen tollen Tag, »das fünfte Bundesligaspiel meiner Karriere war auch mein bestes.«
Ein Elfmeter (Lincoln, 9.) und ein Tor in letzter Minute durch den eingewechselten Ailton - gegen eine auch geistig müde, dafür aber moralisch absolut intakte Arminia haben ihren vielen weiteren guten Chancen (Altintop, Sand, Bordon) zum Trotz den Schalkern sehr begrenzte Mittel zum Sieg gereicht. Die 26 601 Augenzeugen, die Samstag in der SchücoArena waren, wissen nun auch, warum Bayern längst Meister ist, während sich Schalke auf Platz zwei dem Ziel entgegenzittert.

Artikel vom 09.05.2005