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Senner Pferde sind zurück in ihrem Revier

Auftrieb trotz schlechten Wetters gut verlaufen - Fohlen Juwel zum ersten Mal dabei

Schloß Holte-Stukenbrock (ib). In den Wintermonaten haben sie im Landschaftsbild der Senne gefehlt, doch nun sind sie zurück in ihrem Revier: Die Senner Pferde. Hamlet, Fidelio und Juwel - diesem Trio werden Wanderer auf ihrem Weg zu den Emsquellen nun häufiger begegnen. Am Samstagvormittag wurden die Pferde auf die Wildbahnflächen im Naturschutzgebiet »Moosheide« entlassen. Pferdeliebhaber und Unterstützer der Senner-Zucht trotzten dem Regen und verfolgten als Zaungäste den Auftrieb.
Der Himmel mochte am Samstagvormittag einfach nicht aufreißen. Es regnete in Strömen und dabei blieb es auch. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch - zumindest nicht bei den Pferden. Ihre Rückkehr schienen die Vierbeiner sichtlich zu genießen. Ausgelassen galoppierte das Senner-Trio schon nach kurzer Eingewöhnungszeit durch die Wildbahn. Die Zweibeiner auf der anderen Seite des Zaunes waren ebenfalls sichtlich zufrieden: Man war erleichtert, dass sich die Tiere so schnell zurecht- und zusammengefunden haben und feierte gemeinsam den erfolgreichen Auftrieb der Senner.
Eine Stunde zuvor war es auf dem eingezäunten Gelände noch leer. Vorsichtig setzte erst Fidelio und dann auch Hamlet einen Schritt nach dem anderen rückwärts aus dem Pferdeanhänger, der sie zur Wildbahn gebracht hatte. »Sie haben die Fahrt sehr gut überstanden«, freute sich Rita Streck-Brechmann. In den Stallungen des Stukenbrocker »Biohof Brechmann« haben die beiden Senner die Wintermonate verbracht. »Die Pferde gewöhnen sich in kurzer Zeit an die Umgebung«, erklärte Aloys Sielhorst, der die zur Biologischen Station Senne gehörende Arbeitsgemeinschaft »Senner Pferde« leitet.
Anfänglich noch etwas skeptisch erkundeten die beiden Hengste die Umgebung. Doch die Scheu war schnell verloren, als Rita Streck-Brechmann und Aloys Sielhorst den knapp fünf Jahre alten Fidelio und den dreijährigen Hamlet vom Halfter ließen. Nur das kleine Juwel ließ auf sich warten. Dem einjährigen Fohlen von Annette Strohdiek war der Pferdeanhänger, der es zu seiner künftigen Herde bringen sollte, gar nicht geheuer. Die Verladung dauerte entsprechend länger, sodass der Nachwuchs erst mit Verspätung eintraf. Um so stürmischer wurde das Fohlen von Hamlet und Fidelio empfangen und gemeinsam rauschten die Tiere im Galopp davon. Im Gegensatz zu den beiden Großen verbringt das Fohlen nun seine ersten Monate in freier Wildbahn.
Hamlet, Fidelio und Juwel werden sich in der Senne wohl fühlen, davon ist Aloys Sielhorst überzeugt. »Die Pferde sind perfekt an diese Landschaft angepasst«, erklärte er. »Sie sind genügsam, haben Ausdauer und besitzen Trittsicherheit. Diese Eigenschaften machen die Senner zu etwas Besonderem.« In freier Wildbahn zu leben heißt nun aber auch, dass die Tiere nicht zugefüttert werden. Wanderer sollten sich ebenfalls an dieses Gebot halten. Einzig mit frischem Wasser werden sie immer versorgt. »Darum kümmert sich die Augustdorfer Feuerwehr«, so Rita Streck-Brechmann.
Auf einer Fläche von insgesamt 14 Hektar haben die drei Senner nun viel Platz, ihr Temperament zu entfalten. Gleichzeitig wird hier ein einmaliges Projekt realisiert, bei dem Pferd und Natur in perfektem Einklang miteinander leben. »Die trockenen Sandböden werden von den Pferden nicht beschädigt, außerdem achten wir auf eine sehr extensive Beweidung«, erklärte Christel Schroeder. Die Vereinsvorsitzende hat den Auftrieb der Senner ebenfalls verfolgt. Auf die erfolgreiche Nachzucht der ältesten Pferderasse Deutschlands ist sie stolz: »Es gibt nur etwa 30 bis 40 dieser Tiere. Die Biologische Station hält derzeit sechs davon«.

Artikel vom 09.05.2005