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Wolfgang Vehlewald im Alleingang

600 Teilnehmer begaben sich trotz des Regen und der Kälte auf die Laufstrecken

Von Wolfgang Sprentzel
(Text und Fotos)
Espelkamp (WB). »Ahhh, meine Beine!« Der 15-jährige Kevin Enns war nach den zehn Kilometern vom Espelkamper City-Lauf endlich im Ziel. Seine Platzierung wusste der junge Mann mit dem Beckham-Trikot und der Nummer 23 auf dem Rücken nicht. War ihm auch eigentlich völlig egal. Hauptsache im Ziel angekommen.

Schließlich lagen bei herbstlichem Wetter mit Regen und fiesen Temperaturen zehn Kilometer Straße - Asphalt, Blaubasalt und Verbundpflaster - quer durch die Innenstadt von Espelkamp hinter ihm. Das schlaucht und geht eben für den Ungeübten mächtig auf die Beine, wenn er, wie Kevin Enns, über 50 Minuten unterwegs ist.
Solche Probleme hatte ein anderer überhaupt nicht. Wolfgang Vehlewald vom TuS Eintracht Minden legte auf den letzten 200 Metern noch einen energischen Schlussspurt hin. Der Sieger des 17. Espelkamper City-Laufes hatte kurz vor Erreichen des Ziels auf seiner Armbanduhr festgestellt, dass es für eine Bestzeit zwar nicht reichen würde, er aber seinen Ehrgeiz noch befriedigen konnte. »Da hinten«, so lächelte er direkt nach Überqueren der Ziellinie und Durchlaufens der Platzierungsgasse, schon wieder völlig normal atmend, »habe ich festgestellt, dass ich wenigstens noch die 35-Minuten-Grenze knacken konnte. Also habe ich noch einmal einen Schlag 'rangehauen.« Tatsächlich hätte sein Endspurt einem 800m-Läufer alle Ehre gemacht. Sein Ziel hatte er im Ziel erreicht: 34:55 Minuten. Ein deutlicher Sieg. Was Vehlewald auch ein wenig bedauerte: »Schade, ich hätte mir gewünscht, dass einer dabei ist, der mit mir mitläuft.« Vergebene Hoffnung. Es war keiner da. Der nächste, sein Vereinskamerad Andreas Röttger, lief fast immer um die hundert Meter hinter Wolfgang Vehlewald her. So warÕs für den Mindener ein Start-Ziel-Sieg. »Ein Trainingslauf eher, bei dem die Zeit bei diesen Witterungsumständen wirklich keine Rolle spielte. Die Strecke selbst war wieder sehr schön, aber es war eben doch sehr kalt und nass.«
Davon ebenfalls nicht beeindrucken ließ sich das einzige Gespann dieses Nachmittags. Gespann? Tatsächlich. Auf der Piste war auch Stephan Faber aus Espelkamp. Der 29-jährige hatte sich freilich ein besonderes Handicap aufgeladen. Er schob einen mit rotem Flacker-Lämpchen ausgestatteten Kinderwagen vor sich her. Drin sitzend: Söhnchen Marcel, der unbedingt den Trip mitmachen wollte. Der Vierjährige hatte im Ziel zwar keine Eiszapfen an der Nase, war aber wohl doch froh, als die Stunde Kutschfahrt beendet war und er zu Mutti nach Hause kam. Stephan Faber: »Nee, mitlaufen wollte die nicht. Aber sie hat am Fenster gestanden und uns zugewunken!« Und vielleicht hat sie ja für ihren Sprössling als Belohnung ein Tütchen Popcorn besorgt.
Das gabÕs nämlich an Start und Ziel kostenlos für alle Zuschauer und Aktive. Das WESTFALEN-BLATT, die ESPELKAMPER-ZEITUNG, die seit Mai wieder mit einer eigenen Geschäftsstelle in Espelkamp vertreten ist, hatte extra einen Popcorn-Stand aufgebaut, hinter dem zwei freundliche Hostessen den süßen hopsenden Mais offerierten. Was prima ankam. Die Schlange der »Kunden« war lang, was fast den Eindruck erweckte, dass einige sich vorn ihr Tütchen abholten und sich gleich wieder hinten für die nächste Portion anstellten. SeiÕs drum. Die freundlichen Hostessen hatten dafür vollstes Verständnis.
Übrigens: schnellste Frau an diesem Samstag im Mai war Heike Mohn vom TSVE Bielefeld. Sie holte sich den Frauen-Gesamtsieg in 36:55,0.
Insgesamt verzeichnete der Veranstalter ATSV Espelkamp ein ausgezeichnetes Meldeergebnis. Denn trotz Regen und Kälte waren es mit den Bambini annähernd 600 Teilnehmer. Besonders die Schülerinnen waren nicht aus Zucker. Im Ziel waren es 137 Schülerinnen und 127 Schüler.
Bei den Schülern lieferten sich die derzeit besten Läufer aus dem Kreis Minden-Lübbecke, Jonathan Köster vom ATSV Espelkamp und Jan Niklas Sielemann vom TuS Eintracht Minden, ein starkes Rennen. Am Ende setzte sich Jonathan knapp durch, und verpasste den Streckenrekord von 10:34,8 in 10:35,71 Minuten nur um eine halbe Sekunde.
Ältester Teilnehmer war einmal mehr Rolf Albert aus Minden. Der 81-Jährige kam nicht als Letzter ins Ziel, wo er mit einem Blumenstrauß belohnt wurde.
Nicht Blumen, sondern einen Wanderpokal eroberte schließlich noch die Grundschule Brenkhausen, die sich im Stadtsportverband-Wettbewerb um die größte Teilnehmergruppe knapp vor der Ina-Seidel-Schule durchsetzte.

Artikel vom 09.05.2005