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»Goldesel« mit Diamanten

Bundes- und europaweit einmalig: Egon Rahe designed Fahrräder

Von Judith Frerick
Harsewinkel (WB). Auf der schwarzen Ledercouch sind zwei Kissen mit den Initialen »ER« drapiert. Stuck verziert die Decke, Mamor die Wand. Kein Wohnzimmer. Nein, ein »Fahrradmarkt« ist so eingerichtet. Kein gewöhnlicher, versteht sich, sondern einer von der luxuriösen Sorte. Der Harsewinkeler Egon Rahe baut nicht nur exklusive Fahrräder, er schafft auch den passenden Rahmen, um die »Drahtesel«, pardon die »Goldesel«, auf 240 Quadratmetern gebührend zu präsentieren.

Was Rahe an der Sienstraße macht, ist einmalig in Deutschland und auch in ganz Europa kein zweites Mal zu finden. Die Rahmen der Fahrräder bezieht der 53-jährige Zweiradmechaniker von einem Zulieferer, alles andere ist feinste Handarbeit von »Bike Design« Rahe - »ER«. Sein exklusivster Klassiker ist ein komplett vergoldetes Fahrrad - vom Rahmen bis hin zum Lenker blitzt alles in 24 Karat. Diamanten sind so eingelassen, »dass sie nicht piken«. Und überhaupt ist alles nur vom Feinsten. Luxus pur. Und der hat seinen Preis: Wofür sich andere ein Auto kaufen, kaufen sich Scheichs Drahtesel aus dem Hause Rahe. 30 000 Euro kostet sein teuerstes Stück. »Dieses Rad ist in den Orient gegangen«, verrät er. Mehr aber nicht. Da ist der 53-Jährige ganz diskret.
Auch zu den zahlreichen Promis, denen er ein Rad auf den Leib geschneidert hat, sagt er nicht viel. Über sie deckt er ein Mäntelchen der Verschwiegenheit. »Die meisten Kunden wünschen das nicht«, so Rahe. Einer aber hat nichts dagegen genannt zu werden, schließlich ist nach ihm auch ein Fahrrad aus der Rahe-Kollektion bekannt worden: Der Münchner Star-Gastronom Gerd Käfer tritt auf dem »Käfer-Bike« aus Harsewinkel in die Pedale. »Im Münchner Raum ist dieses Rad der Renner«, sagt Egon Rahe ganz beiläufig. Im hohen Norden, etwa auf Sylt, sattelt die feine Gesellschaft lieber auf seinen »Pedersen« um, der in gehobener Ausstattung für schlappe 6500 Euro zu haben ist. Willy Schäfer, der Inhaber der »Kupferpfanne« in Kampen, radelt so stilvoll über die Insel der Reichen und Schönen.
Man mag es kaum glauben, aber der Harsewinkeler bedient nicht nur die Crème de la crème, sondern auch ganz normale Bürger. Sein günstigstes Rad ist ein Kinderfahrrad für 150 Euro. »Meine Tourenräder kann ich sogar günstiger anbieten als die meisten Händler, weil ich sie individuell zusammenstelle«, hat Egon Rahe auch etwas für den kleineren Geldbeutel parat.
Einen Namen hat er sich weltweit jedoch mit den Exklusiv-Räder für die bekannten und weniger bekannten, nationalen und internationalen Pedal-Ritter gemacht. Auf diversen Messen tummelt sich der Harsewinkeler, der sein Unternehmen vor 16 Jahren in Osnabrück gründete, neun Jahre lang in Marienfeld ansässig war und seit 2002 in Harsewinkel an der Sienstraße tätig ist. Acht Stippvisiten in ganz Deutschland sind das pro Jahr. Hier knüpft er weltweit Kontakte, hier suchen auch die Scheichs, die Blaublütigen und der Geldadel nach dem Exklusiven und nach klangvollen Radnamen wie »Roadster«, »Faltrad Galaxe« oder »Avantgarde«. »Die Gesandten kommen dann bei mir in Harsewinkel vorbei, um Räder in Auftrag zu geben. Manchmal geht das auch telefonisch«, beschreibt Egon Rahe ganz nonchalant das Procedere.
Ist der Auftrag eingegangen, macht sich der Zweiradmechaniker, der sein Geschäft zusammen mit Ehefrau Brigitte führt und bislang einige tausend Räder gefertigt hat, in seiner Werkstatt an die Arbeit. Soll es ein »Gold-Bike« werden, behandelt der Harsewinkeler den Rahmen erst einmal vor, grundiert ihn, dann kommt das Blattgold in dreifacher Lage drauf. Gut eine Woche braucht Egon Rahe, der auch seine rosafarbenen Hemden aus der eigenen Kollektion »ER« trägt, um solch einem formvollendeten »Goldesel« Beine zu machen.
Handgefertigt sind auch der hölzerne Gepäckträger, die Holz-Lampe oder die haltbaren »Holzkotschützer« aus Buche, bei Bürgerlichen auch Schutzblech genannt. Das ist wahre Kunst. Und dennoch verschonen Langfinger die Liebhaberräder. »Wir schließen unsere Räder nie ab. Da sind immer so viele Interessierte, die sich die Räder anschauen. Schon alleine dadurch werden sie beschützt«, meint Rahe, der sich privat auch ein klein wenig Luxus gönnt: »Ein bisschen Lifestyle muss halt sein«.
www.egon-rahe.de

Artikel vom 11.05.2005