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»Wir müssen uns wehren«

Betreuungsverein »Zirkel« öffnet seine Türen


Gütersloh (mdel). Nach den massiven Anschuldigungen in drei anonymen Briefen (das WB berichtete) ist der Betreuungsverein »Zirkel« am Samstag in die Offensive gegangen. Beim »Tag der offenen Tür« bekamen Interessierte die Möglichkeit, sich die Unterkünfte der behinderten Menschen anzuschauen. Außerdem wurde eine Reihe von Experten eingeladen, die erklärten, dass an der ambulanten Betreuung kein Weg vorbei führt.
»Wir müssen uns gegen die Vorwürfe wehren, sonst wird die Arbeit des Zirkels gefährdet«, sagte Vereinsvorsitzender Wolfgang Peck. In den anonymen Briefen wurde Geschäftsführer Wolfgang Breitsprecher unter anderem die Fälschung von Berichten, Betrug und eine faschistische Einstellung vorgeworfen. Außerdem sei er Teil der »Gütersloher Sozialmafia«. Für Peck sind die Anschuldigungen, die offenbar aus den Reihen der Mitarbeiter stammen, die Folge eines Umstrukturierungsprozesses im »Zirkel«. Statt die behinderten Menschen im Heim zu betreuen, will der Verein verstärkt auf die ambulante Versorgung umstellen. »Für alle Beteiligten ist das ein mühsamer Weg, weil sie selbst Verantwortung übernehmen müssen. Es verlangt einen anderen Arbeitsstil«, so der Vorsitzende.
Nach Angaben von Matthias Heißler (Beisitzer) wird die Umstellung auf die ambulante Betreuung vom Gesetzgeber sogar gefordert - allerdings nicht überall konsequent umgesetzt. »Bis heute wächst die Zahl der Heimplätze«, äußert Prof. Klaus Dörner (stellvertretender Vorsitzender) sein Unverständnis. Für den »Zirkel« ist die Umstellung auch eine finanzielle Frage. Nach Angaben von Gertrud Servos (Mitglied des Landesbehindertenrates) kostet die stationäre Betreuung 38 000 Euro im Jahr. Dagegen schlage das ambulante Wohnen mit 16 000 Euro zu Buche.
Eine Lanze für den »Zirkel« bricht Berufsbetreuer Peter Schertler. »Die Leute werden hier gut aufgenommen. Wir Betreuer sind oft vor Ort. Man muss sich bewusst machen, dass dies die schwierigsten Menschen sind, bei denen keiner eine Idee hat, wie man ihnen gerecht werden kann.«

Artikel vom 09.05.2005