09.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schmiede Mötz lädt zur Zeitreise

Tafel für weitere Geschichtsstation enthüllt - Aufnahme ins Dorfmuseum

Schlangen (bu). Willi Jelowik aus Oesterholz war gerade 15 Jahre alt, als er 1957 seine Lehre bei Schmiedemeister Richard Mötz antrat. Bis 1961 war er dort zunächst als Lehrling, später als Geselle tätig. Gestern kehrte er zum ersten Mal an seinen alten Arbeitsplatz in die wiederhergerichtete Schmiede Mötz in der Langetalstraße zurück. »Es ist unglaublich, als hätte ich die Werkstatt gestern erst verlassen«, schwärmt er, als sein Blick durch den Raum schweift.

Hämmer, Zangen, Hufbeschlagsgeschirr, Ambosse, ja sogar die alte Lederschürze des Meister Mötz, alles ist noch an seinem Platz und lädt zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein.
Gestern, am Internationalen Museumstag, haben der Schlänger Heimat- und Verkehrsverein durch den Vorsitzenden Karl-Heinz Budde und Dorfmuseumsleiter Joachim Burchart die alte Dorfschmiede Mötz aus dem Jahr 1814 in das Ausstellungsprogramm des Dorfmuseums aufgenommen und dort eine weitere Tafel für das Projekt von Ortschronist Heinz Wiemann »Geschichtsstationen an Rundwanderwegen« enthüllt.
In ihren Grußworten dankten Budde und Burchart den vielen Helfern des Heimat- und Verkehrsvereins sowie der Inhaberfamilien der Schmiede, den Familien Mötz und Seidl, die gemeinsam die Werkstatt nach 30 Jahren Dornröschenschlaf wieder in ihren alten Zustand versetzt hatten.
Künftig werden zu vier Terminen in der wärmeren Jahreszeit oder nach persönlicher Vereinbarung mit der Museumsleitung Besichtigungen der alten Schmiede möglich sein. Besondere Raritäten, die in der Werkstatt zu bewundern sind, sind unter anderem die damals modernen handbetriebenen Luftkessel, das original erhaltene Hufbeschlagsgeschirr, die verschiedenen Hämmer, Zangen und Gesenke. Den Gebrauch dieses Werkzeug machte Schmiedemeister Willi Jelowik den Besuchern anschaulich, der noch einmal vorführte, wir damals am Schmiedefeuer gearbeitet wurde.
Bürgermeister Thorsten Paulussen freute sich, das der Schlänger Geschichtsrundwanderweg nun um eine Station reicher sei. Insbesondere hoffe er, dass auch die Schulen von der Besichtigungsmöglichkeit oft Gebrauch machen werden, um Kindern Geschichte zum Anfassen zu bieten.
Die Geschichte der alten Schmiede reicht bis zum Jahr 1814 zurück. Damals, im Oktober 1814, vier Jahre nach dem Tod des Rademachers Johann Friedrich Christoph Dreyer, kaufte der Schlänger Grobschmied Justus Runte die Werkstatt. Auf drei Runte-Generationen folgte schließlich die Familie Mötz.
Richard Mötz senior kam als Schmiedegeselle auf Wanderschaft am 11. November 1901 nach Schlangen, wo er beim Schmied Runte eine Anstellung fand. Mötz blieb in Schlangen, machte dort 1908 seinen Meister und übernahm im Jahr 1928 den Betrieb von Meister Runte. Später heiratete er außerdem Runtes Tochter Lina.
Auch Richard Mötz junior, Jahrgang 1910, lernte das Schmiedehandwerk daheim in Schlangen. Er absolvierte 1931 die Hufbeschlagsprüfung und 1935 die Meisteprüfung. Im Jahr 1950 konnte der Sohn die Schmiede von seinem Vater übernehmen und erfolgreich weiterführen. Am 31. Oktober 1975 schloss Richard Mötz offiziell seine Schmiede und ging in den wohlverdienten Ruhestand.

Artikel vom 09.05.2005