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Auflagen und Bürokratie nerven

Hohe Einnahmeverluste: Preissituation für Milcherzeuger unzureichend


Schröttinghausen (wm). Die Krise bei den Milch erzeugenden Betrieben stand im Mittelpunkt eines Gespräches, zu dem sich der CDU-Bezirksagrarausschuss am Freitag auf dem Hof Heinrich Nunnenkamp in Schröttinghausen traf. Dabei waren auf Einladung des heimischen CDU-Landtagskandidaten Friedhelm Ortgies der Europaabgeordnete Elmar Brok und der Bundestagsabgeordnete Steffen Kampeter. In der Praxis - so Ortgies anschließend vor der Presse - sei einmal mehr deutlich geworden, dass die Milchpreissituation völlig unzureichend sei. Zwei Cent weniger beim Preis hätten in einem Betrieb von der Größe Nunnenkamp - ein reines Familienunternehmen mit zwei Auszubildenden und 100 Tieren -ĂŠeinen Einnahmeverlust von rund 20 000 Euro jährlich zur Folge. Von 32 Cent im Jahr 2001 sei der Preis je Liter Milch auf derzeit etwa 26 Cent gefallen. An der miserablen Situation gerade in Nordrhein-Westfalen werde sich auch durch die EU-Agrarreform kaum etwas ändern. Denn es sei ungerecht und praxisfremd, »zwischen Rhein und Weser die aus Brüssel und NRW ab 2006 insgesamt zur Verfügung stehenden rund 32 Mio. Fördergelder vorrangig an Milchbetriebe mit Grünlandnachweis auszuschütten. Die CDU werde sich im Falle eines Wahlsieges am 22. Mai dafür einsetzen, dieses Geld »diskriminierungsfrei allen Betrieben zur Verfügung zu stellen«. Ortgies weiter: »Umweltschutzauflagen und Bürokratie zermürben und entnerven die Betriebe.« Allein im Mühlenkreis gibt es rund 500 Milch erzeugende Betriebe.
Nicht die EU sei in erster Linie Schuld an zu viel Bürokratie - wenngleich es auch hier Auswüchse gebe, wie Brok einräumte -, sondern die Länder. Gerade auch Deutschland »sattelt immer noch drauf und erhöht dadurch die Kosten, anstatt EU-Recht 1:1 umzusetzen«, betonte er. Diese Umsetzung aber sei wichtig, schloss sich Karl-Heinz Becker, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, an. Denn es sei fraglich, ob überall in allen Mitgliedsländern die Einhaltung der Vorgaben so rigoros kontrolliert würden wie in Deutschland. Für die Umsetzung der Richtlinien seien die Länder verantwortlich, sagte Brok; dabei gebe es Spielräume, die genutzt werden sollten: »Wer das aber nicht tut und sogar noch draufsattelt, darf sich nicht wundern, wenn die Kontrollen die Kosten noch erhöhen.«

Artikel vom 07.05.2005