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Textile Bilder
wie Briefe aus
dem Innern

»Genähte Träume« in der Kirche

Gütersloh (joz). Über ihr Werk und Schaffen berichtete die Paderborner Künstlerin Traute Multhaupt jetzt bei einem Besuch in Gütersloh. Ihre Ausstellung »Genähte Träume« ist am 22. April in der Apostelkirche eröffnet worden und ist noch bis zum 24. Juni zu sehen.

Der Vorsitzende des veranstaltenden Fördervereins der historischen Kirchen im Stadtzentrum Gütersloh, Ullrich Felchner, bezeichnete das bisherige Echo zu den gezeigten Werken als sehr positiv. »Die Bilder sollen gut tun«, ist denn auch ein wichtiges Kriterium der Künstlerin.
Inneres Glück soll die Grundstimmung während der Arbeit der Erstellung ihrer »Innenbilder« sein. »Das Zuschneiden und Nähen wirkt beruhigend und ist eine Art Meditation«, sagt sie. Ohne Zeitdruck nähte sie die aus ihrem »tiefsten Inneren« aufsteigenden Bilder von Hand. So sind in den intuitiv gewählten, vielfarbigen Seidenstoffen Bildwerke verschiedener Formate entstanden. In geometrischen wie organischen Formgebungen kommt es immer zu einer klaren Bildaussage. Diese möchte das Herz des Betrachters berühren. Die Bilder haben symbolischen Gehalt und handeln von kosmischen wie religiösen Zusammenhängen. Multhaupt lässt den Einfluss unterschiedlicher Kulturen wie Religionen zu. Wir finden ägyptische, keltische, buddhistische wie christliche Symbolik in den schön gestalteten Wandbehängen wieder.
Die 1940 in Baden-Baden geborene Traute Multhaupt richtet den Blick immer wieder auf die Mitte. Sei es durch die Sonnensymbolik oder die Perle inmitten des Labyrinthes: Es wird ein Weg von der Peripherie zum Zentrum begehbar. Multhaupts Technik ist die Applikation. Das bedeutet, dass sie Stoff auf Stoff anbringt und somit eine gewisse Komplexität erscheinen lässt. Anlass zu dieser Kunstform, die sie viele Jahre autodidaktisch ausgebildet hat, war eine Irlandreise im Jahre 1978. Sie sah vom Flugzeug aus die Insel Irland unter sich liegen und empfand im Herzen ein Gefühl, das sie in einem bloßen Foto niemals hätte ausdrücken können. »Meine Bilder sind wie Briefe an andere Menschen«, teilt sie mit und erklärt, dass sie keines ihrer Werke duplizieren würde. »Jedes Bild ist immer wieder ganz neu«. Die Atmosphäre der Ausstellung ist sehr harmonisch, nicht zuletzt weil männliche, weibliche und auch kindliche Symbolik sich in einem steten Ausgleich befinden.
Die Werke sind in der Kirche zu sehen jeweils Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr sowie vor und nach Veranstaltungen.

Artikel vom 07.05.2005