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Stets die »edle Sangeskunst« gepflegt

MGV »Germania« Kohlstädt feiert am 21. und 22. Mai sein 125-jähriges Bestehen

Von Maike Stahl
Kohlstädt (SZ). Untrennbar mit der Geschichte des Dorfes Kohlstädt im vergangenen Jahrhundert ist auch die Geschichte des Gesangvereins verbunden, der als Männergesangverein »Germania« Kohlstädt 1880 gegründet wurde und am Wochenende 21. und 22. Mai sein 125-jähriges Bestehen feiert. Erster Chorleiter war damals der Lehrer Schierenberg, der den Chor auch gründete.

Schriftführerin Ulrike Burchart hat inzwischen anlässlich des Jubiläums vor allem mit Unterstützung von Fritz Viehmeister einiges Material zur Geschichte des Chores zusammengetragen, das sie der SCHLÄNGER ZEITUNG zur Verfügung gestellt hat.
Dass ausgerechnet der damalige Lehrer den Chor ins Leben rief, war kein Zufall. Denn ähnlich wie ihre Berufskollegen in deutschen Landen, schlossen sich 1832 auch die lippischen Lehrer zusammen und gründeten in Detmold den ersten Gesangverein. Daraus gingen manche spätere Dirigenten hervor, die weitere Gesangvereine in Lippe gründeten, »um die edle Sangeskunst in größerem Rahmen zu pflegen«, wie es in einer Chronik zum 100-jährigen Bestehen von »Germania« heißt. 1870 erfasste diese Gründungswelle auch die kleineren Dörfer, und dort, wo es Schulen gab, übernahmen die Lehrer jeweils die musikalische Leitung der Gesangvereine.
So stellte sich auch Lehrer Schierenberg zur Verfügung als sich im Winter 1879/80 sangesfreudige Männer in Kohlstädt zusammenschlossen und den Grundstein für eine Sängergemeinschaft mit dem Namen »Germania« legten. 1881 übernahm allerdings bereits Lehrer Konrad Hilker für zwei Jahre die Leitung des Gesangvereins, gefolgt von Simon Bökemeier, der dieses Amt immerhin 19 Jahre lang inne hatte. In den Gründungsjahren waren es vor allem Ziegler und die Beschäftigten der heimischen Landwirtschaft, die bei »Germania« sangen. Daher wurde zunächst auch nur in den Wintermonaten geprobt. Bevor dann die Frühjahrsarbeit begann und die Ziegler wieder fortziehen mussten, wurde jeweils ein großes Sängerfest gefeiert. »Dann war das ganze Dorf eine sangesfrohe Gemeinschaft. Im schwarzen Festtagsrock, die weiße Sängermütze auf dem Kopf und mit weißen Handschuhen angetan, so führte stolz der Sänger seine Dame zum Tanz«, so die Chronik.
Dass es über die ersten Jahre des Männergesangvereins nicht so viele Aufzeichnungen gibt, liegt daran, dass es damals noch keinen Schriftführer gab. Diesen Umstand bemängelte der Protokollführer der Generalversammlung am 22. November 1927. Darin heißt es: »Man ist sich daher über die eigentliche Gründung des Vereins nicht genügend klar«. Selbst die älteren Einwohner des Dorfes könnten die Gründung nicht mehr genau datieren, denn in der ersten Satzung sei kein Datum vermerkt. Das erste handschriftlich geführte Protokollbuch ist ebenfalls noch im Besitz des Vereins. Dem Protokoll von 1927 sind auch die Namen des ersten Vorstands zu entnehmen. Der setzte sich laut Satzung aus den Gründungsmitgliedern Möllenbernd, Richts, Jürgensmeier und Pucker zusammen.
In den Unterlagen des Vereins finden sich außerdem noch zwei Ehrenurkunden, die den Gründungsmitgliedern Friedrich Kuhlmeier und Heinrich Ellerbrock anlässlich des 50-jährigen Bestehens überreicht worden waren. »Eine vollständige Liste der Gründungsmitglieder haben wir aber leider nicht vorliegen«, bedauert auch Ulrike Burchart, dass es insgesamt nur wenige schriftliche Zeugnisse aus den ersten Jahren gibt.

Artikel vom 07.05.2005