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Die Flamme
der Erinnerung
loderte auf

Denkmal-Enthüllung mit Werner Hippe und Albert Bygus.

Heimkehrerdenkmal: letzter Teil der Serie

Von Volker Zeiger
Enger (EA). In einem feierlichen Akt hat der Heimkehrerverband vor 50 Jahren das Kriegsgefangenenmahnmal an der Steinstraße eingeweiht. 1000 Menschen erlebten, wie Werner Hippe und Albert Bygus die grüngoldenen Fahnen des Heimkehrerverbandes beiseite zogen.

Architekt Hermann Tödtmann präsentierte unterhalb des Widukind-Museums eine vergitterte Mauerzelle, in deren Innern eine Fackel brannte. Zur Straße hin zog eine figürliche Darstellung die Blicke auf sich. Es war das Abbild eines Gefangenen, der den Kopf in den Nacken wirft, die Hände hoch vor die Augen hält.
Laut Tödtmann verdeutlicht die Bronzeplastik die Ohnmacht des Menschen. Stacheldraht windet sich um seine Füße, und er will sich dieser Fessel entledigen, sagte Tödtmann dazu.
Als Modell hatte er sich seines Vereinskollegen Albert Bygus versichert. Aus Interviews, die die Schüler Ingmar und Helga Probst später sowohl mit Albert Bygus und mit Tödtmanns Frau Elisabeth führten, geht hervor, dass Albert Bygus mehrmals in Tödtmanns Küche Modell gestanden hatte.
Die Einweihung wurde durch das Lied »Mein Heimatland« der Männergesangvereine begleitet, Kurt Hofmann trug ein Gedicht eines Mannes vor, der noch in Gefangenschaft war. Die 1954 aus der Gefangenschaft entlassenen VdH-Mitglieder Eckert und Gross legten einen Tulpenstrauß am Mahnmal ab und Bürgermeister Wilhelm Ludewig entließ das Mahnmal nach der Weihestunde und dem »Lied der treuen Herzen« in die Obhut der Stadt.
Bis 1957 trafen sich Heimkehrer und Vertreter der Stadt regelmäßig am 8. Mai am Mahnmal. Von 1958 an waren Gedenkfeiern am Tag der Deutschen Einheit am 17. Juni auf dem Amtshausplatz abgehalten worden, 1964 auf dem Barmeierplatz und 1965 im einzigen Engeraner Kinosaal.
Daraufhin richtete der Heimkehrerverband die Mahnveranstaltung bis 1968 selbst aus - im Stillen, wie es hieß.
Die letzte Zahl wurde 1968 angebracht, weil dann der letzte Heimkehrer aus der Gefangenschaft angekommen war. Die Flamme im Innern des Mahnmals brannte bis 1966, danach wurde der Stadt das Gas zu teuer und die drehte den Hahn ab. Das Denkmal verwahrloste und von 1969 an wurde der Tag der Deutschen Einheit in Enger nicht mehr ausgerichtet.
An diesem Sonntag rückt das Mahnmal erneut ins Bewusstsein der Bürger: bei einer kreisweiten Gedenkveranstaltung. Sie beginnt um 15 Uhr am Mahnmal der Opfer des Naziterrors und wird am Heimkehrerdenkmal fortgesetzt.

Artikel vom 07.05.2005