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Von Michael Robrecht

Diese
Woche

Faktor Bundeswehr


Die Radarstellung in Auenhausen besteht 50 Jahre. Neben der General-Weber-Kaserne Höxter ist sie die einzige verbliebene militärische Einrichtung im Kreis. Der Abgesetzte Technische Zug 242 umfasst noch 30 Soldaten und zehn zivile Stellen. Jubiläen sind immer ein Anlass, zurück zu blicken, besonders auf Zeiten, wo der Kreis Höxter einem großen Heerlager glich.
Bis zur Wende vor 15 Jahren war wegen eines ständig drohenden Konfliktes die Region von NATO-Einrichtungen geprägt. Von Kasernen und Stellungen ist heute oft jedoch nicht mehr viel zu sehen. Statt Raketen wachsen Bäume in den Himmel. In Auenhausen wurde der Bunker stillgelegt, eine kleine Truppe hält die technischen Anlagen in Ordnung. Die einst mit Auenhausen verbundene Desenberg-Kaserne Borgentreich ist heute Eigentum der Koptischen Kirche. Viel entwickelt hat sich dort nicht. Häuser verfallen, ein paar Handwerker und Bastler nutzen die Hallen. Wenn nicht bald mehr passiert, ist die Anlage abbruchreif.
Besser genutzt wird die Kaserne in Brakel. Ein Altenwohnheim, sanierter Wohnraum, vielleicht bald wieder ein Kino: In der alten belgischen NATO-Anlage tut sich seit langem etwas. Daran haben die Brakeler hart gearbeitet. Ein neue Nutzung als Asylbewerberwohnheim und Bauhof bekam die Kaserne Dössel, die vor mehr als zehn Jahren aufgegeben wurde. Zum Teil renaturiert sind die früheren Hawk-Raketenstellungen im Modexer Wald zwischen Brakel und Bosseborn, bei Tietelsen, Hausheide bei Bad Driburg oder am TV-Sender Willebadessen. Von Munitionsanlagen (Pömbsen, Höxter) sind noch Bunker und Wälle vorhanden.
Die Bürger haben die Abrüstung durch eine Reduzierung der Tiefflüge um 84% schätzen gelernt. Auch Großmanöver mit Tausenden Soldaten und Kettenfahrzeugen mit immensen Flurschäden gehören im Kreis der Vergangenheit an. Begonnen worden ist ferner mit der Verfüllung der 250 sieben Meter tiefen Straßensprengschächte an Berghöhen und Talverengungen, die den »Feind« aufhalten sollten. Abrüstung also überall im Kreis.
Viele Arbeitsplätze sind der grundsätzlich begrüßenswerten Entmilitarisierung zum Opfer gefallen. Um so erfreulicher ist es aber dennoch, dass neben Auenhausen auch die Kaserne Höxter erhalten bleibt. Um 450 auf 1250 Dienstposten wird das ABC-Abwehrbataillon aufgestockt. 17 Mio. Euro gibt es für neue Blocks und Infrastruktur. Es ist gut, dass die Bundeswehr ein wichtiger Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor für den strukturschwachen Kreis Höxter bleibt.

Artikel vom 07.05.2005