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Elektroschock rettet Leben

Spenden ermöglichen Anschaffung - Demo beim Schützenfest

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Spendenbereitschaft der Schloß Holte-Stukenbrocker kann Stefan Janus, Führer der Rot-Kreuz-Gemeinschaft Stukenbrock-Senne, nur loben. Innerhalb weniger Monate ist es gelungen, das Geld für die Anschaffung eines Defibrillators zusammen zu bekommen. Und das, obwohl die Tsunami-Katastrophe Anfang des Jahres alle anderen Themen überlagerte.

Jetzt befindet sich das 3500 Euro teure Gerät seit Mitte April im Besitz der DRK-Gemeinschaft und wird seitdem zu jedem Einsatz mitgenommen. Premiere hatte es während des Königschießens der St.-Achatius-Schützenbruderschaft am Sonntag und natürlich wird es in der mobilen Sanitätsstation auch am kommenden Wochenende dabei sein.
Die Mitglieder des DRK wollen die Veranstaltung im übrigen nutzen, um die Neuanschaffung vorzustellen. Stefan Janus plant zwei öffentliche Vorführungen mit einer Puppe, daneben kann, wer immer an den Stand kommt, sich die Funktionsweise des Gerätes erklären lassen. Den Stand werden außerdem Bildtafeln schmücken, auf denen die DRK-Gemeinschaft ihre Aktivitäten dokumentiert.
Janus schätzt, dass der DRK-Ortsverein Schloß Holte-Stukenbrock einer der letzten im Kreis Gütersloh ist, der mit einem Defibrillator ausgestattet wird. Eigentlich seien die Geräte mittlerweile Standard, würden gar, ähnlich wie Feuerlöscher, in Flughäfen und Bahnhöfen bereitgehalten. Denn die Überlebenschance eines Herzinfarkt-Patienten steigt mit jeder Sekunde, die beim Einleiten von lebensrettenden Maßnahmen gewonnen wird. Gleichzeitig sind die Geräte so einfach geworden, dass sie jeder bedienen kann. Janus rechnet damit, dass die Bedienung eines Defibrillators bald auch Bestandteil der Erste-Hilfe-Ausbildung wird, die Fahrschüler nachweisen müssen, wenn sie den Führerschein machen wollen.
Prinzipiell ist der Defibrillator Marke Schiller, hergestellt in der Schweiz, der sich jetzt im Besitz der Rot-Kreuz-Gemeinschaft Stukenbrock-Senne befindet, ein solch »idiotensicheres« Gerät. Man schaltet es ein, und eine Stimme sagt einem, was man als nächstes zu tun hat, beispielsweise das Anlegen der Elektroden. Doch weil dieser Defibrillator in der Regel von geschultem Personal (Stefan Janus selbst ist beispielsweise ausgebildeter Rettungsassistent und tut seinen Dienst in der Rettungswache des Kreises in Rietberg) eingesetzt wird, hat er ein paar Funktionen mehr, die ihn in der Bedienung wiederum etwas komplizierter machen.
Die Gemeinschaft hat beim gleichen Hersteller überdies noch zwei weitere Geräte geordert: Eine so genannte Trainingseinheit, das ist eine Erweiterung des Defibrillators, die ihn auch für Übungszwecke tauglich macht, und ein Pulsoximeter, damit kann man den Puls und den Sauerstoffgehalt des Blutes messen, alles Werte, die für die Behandlung von in Frage kommenden Patienten wichtig sind.
Die Funktionsweise des Defibrillators ist schnell erklärt. Fast jeder Fernsehzuschauer hat schon eine Szene gesehen, in der ein Mensch mit Hilfe eines solchen Gerätes wiederbelebt wird. Der Arzt legt zwei Bügeleisen-ähnliche Elektroden auf die Brust des Patienten und versetzt ihm einen Elektroschock. Im wirklichen Leben sehen die Elektroden nicht mehr so bedrohlich aus, es sind selbstklebende Folien. Und die modernen Geräte können über eben diese Elektroden ein EKG erstellen. Wenn diese Werte ergeben, dass eine Defibrillation nicht eingeleitet werden muss, dann kann auch kein Elektroschock ausgelöst werden.
Unrealistisch an den Filmdarstellungen ist außerdem, dass der Patient nach der Defibrillation meistens wieder zu sich kommt. »Das passiert in der Realität nur in ganz wenigen Fällen«, weiß Stefan Janus. Der Defibrillator soll Herzmuskelstörungen beseitigen, die dadurch entstehen, das der Körper selbst unregelmäßig und unkontrolliert elektronische Impulse produziert. Ein starker Stromstoß (bei dem der Patient sich in der Tat kurz aufbäumt), soll Ruhe in das Durcheinander bringen. »Meistens ist danach eine konventionelle Herz-Lungen-Wiederbelebung angesagt«, erklärt Janus.
Der Defibrillator soll natürlich dem ganzen Ortsverein zur Verfügung stehen. Wo immer eine Großveranstaltung stattfindet, bei der das Rote Kreuz Sanitäter bereitstellt, wird er dabei sein: Karneval und Kirmes, Sportveranstaltungen und Schützenfeste. Janus denkt sogar daran, Messdiener am Gerät zu schulen, um ihn bei Oster- oder Weihnachtsmessen einzusetzen. Der starke Akku hält schätzungsweise sieben Jahre lang - wenn es zu keiner Defibrillation kommt.

Artikel vom 05.05.2005