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Von Wolfgang Braun

Höxteraner
Aspekte

Hut ab vor dieser Leistung


»Wir haben einen Traum«, so waren die ersten Spendenaufrufe der Jacob-Pins-Gesellschaft vor gut einem Jahr überschrieben. Und der Traum hat sich erfüllt: Am Himmelfahrtstag wurde mit der Ausstattung einer »Mesusa«, die nach jüdischer Tradition in den Türpfosten eines neuen Hauses eingemauert wird, der symbolische Baubeginn des Jacob-Pins-Forums im zu restaurierenden Heisterman-von-Ziehlbergschen Adelshof begangen. Die Mesusa enthält die Grußworte zum Bau des Pins-Museums. Mit der vorgestern vom stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten Michael Vesper ausgesprochenen Bewilligung der 700 000-Euro-Landesförderung für den Bau des Jacob-Pins-Forums ist auch die etwa vier Millionen Euro teure Sanierung des gesamten, total maroden Adelshofs an der Westerbachstraße gesichert. Damit kann »diese letzte Wunde im Höxteraner Stadtbild«, wie es Bürgermeister Hermann Hecker ausdrückte, endlich verschwinden. Auch wenn der Bewilligungsbescheid noch nicht schriftlich vorliegt, das Ministerwort hat Gewicht: Alle Voraussetzungen für die Zuweisung des Geldes sind erfüllt, sagt er.
Vor einem Jahr stand es durchaus noch in den Sternen, ob sich der Traum erfüllen würde, dass die Kunstwerke, die der in Jerusalem lebende Jacob Pins (88) der Stadt Höxter vermacht hatte - es ist ein wesentlicher Teil seines Lebenswerks - in einem ihm gewidmeten Museum untergebracht werden können. Als Pins-Forum ist es gleichzeitig Kulturzentrum und Gedenkstätte an die im Dritten Reich ermordeten Höxteraner Juden.
Dass diese mutige Vision Wirklichkeit werden kann, ist vor allem vier Faktoren zu verdanken: Dem großen Engagement und der Findigkeit der Jacob-Pins-Gesellschaft, der entschiedenen Unterstützung, die das Vorhaben bei Rat und Verwaltung gefunden hat, der überzeugten Unterstützung durch das Land, namentlich durch Minister Michael Vesper, der im vergangenen Jahr für das Projekt gewonnen werden konnte. Vor allem aber: Sie alle konnten nur nur dank der - bei Lichte gesehen grandiosen - Spendenbereitschaft der Höxteraner Bevölkerung zum Zuge kommen. Über 200 000 Euro sind bisher in kurzer Zeit zusammen gekommen. Sie flankieren nicht nur das Forum Jacob Pins. Sie ermöglichen es !
Denn das Land zahlt von der etwa eine Million Euro betragenden Investitionssumme nur dann 70 Prozent Fördermittel, wenn der Rest von 30 Prozent als Eigenanteil aufgebracht wird. Das ist jetzt dank der Spenden und dank Bürgschaften gesichert.
Wenn man berücksichtigt, dass der Förderverein Stadthalle ebenfalls über 200 000 Euro hat aufbringen können, dann kann man eigentlich nur sagen: »Hut ab vor den Höxteraner Bürgern, deren großes und starkes Engagement für ihre Stadt sich daran zeigt einzuspringen, wenn Not am Mann ist!«

Artikel vom 07.05.2005