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Nationalpark und Militär sind nicht vereinbar

CDU-Landrat warnt: »Sie werden in Bad Lippspringe mehr verlieren als gewinnen«


Bad Lippspringe (WV). »Wer die parallele Nutzung der Senne als Truppenübungsplatz und als Nationalpark ernsthaft für möglich erklärt, betreibt eine höchst unseriöse Politik.« Zu dieser harschen Kritik an NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn und an einer grünen Nationalparkpolitik insgesamt kam Landrat Paul Breuer (Siegen-Wittgenstein) in einer Vortragsveranstaltung der Bad Lippspringer CDU in der Kaiser-Karls-Trinkhalle. Paul Breuer, bis 2003 Bundestagsabgeordneter (23 Jahre lang) und ehemaliger verteidigungspolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion sowie Mitglied der Nordatlantischen Versammlung, nahm in seinem Vortrag in Bad Lippspringe kein Blatt vor den Mund: »Wer die Briten kennt, der weiß: Hier ist dem deutsch-britischen Verhältnis und der deutschen Politik insgesamt bereits viel zu viel Schaden zugefügt worden«.
Es gehe nicht nur um ökologische oder touristische Aspekte, sondern um die Interessenpolitik einer befreundeten Nation, sagte Breuer: »Wir in Deutschland müssen diese Art Interessenpolitik erst noch lernen, die die Briten seit Jahrhunderten schon betreiben. Die Briten in der Senne sind kein Stationierungskontingent, dass man einfach nur vergessen hat abzuziehen, sondern vielmehr Ausdruck der langfristigen, strategischen Bündnispolitik Großbritaniens«. Es sei geradezu verhängnisvoll, wie leichtfertig die derzeitige Bundesregierung mit vitalen Interessen der Briten umgehe. Großbritanien habe, so Landrat Paul Breuer weiter, traditionell eine hohe Affinität zu den USA. Deshalb sei es schädlich, wenn die Interessen dieses Verbündeten »hier bei uns, mitten in Europa« so gering geschätzt würden.
Paul Breuer warnte deutlich davor, die Geduld der Briten, aber auch der Bundeswehr, über Gebühr zu strapazieren: »Was passiert denn, wenn Militärs feststellen, dass sie trotz einer vorhandenen hervorragenden Infrastruktur nicht erwünscht sind? Dann werden Standorte geschlossen und die Soldaten dort stationiert, wo man sie in Ruhe trainieren lässt.« Als Beispiel nannte Breuer die Stadt Detmold: »Früher gab es dort eine große Zahl britischer Standortsoldaten, dann hat man es sich mit den Briten verdorben - und heute gibt es keinen einzigen britischen Soldaten mehr in Detmold. Stellen Sie sich bitte einmal diese Entwicklung für Paderborn, Hövelhof oder Bad Lippspringe vor!«.
Als Quintessenz forderte Paul Breuer ein schnelles Ende der Nationalparks-Debatte und verwies auf einschlägige Erfahrungen auf anderen Übungsplätzen: »Natürlich müssen alle Argumente ausgetauscht werden - am Ende muss doch aber bald die Erkenntnis stehen: Beim Tausch Truppenübungsplatz gegen Nationalpark werden Sie in Bad Lippspringe mehr verlieren als gewinnen. Die Ausweisung von Naturschutzflächen kann touristisch niemals die Verluste kompensieren, die Ihnen wirtschaftlich durch den Abzug von aktiv übendem Miltär entstehen«.

Artikel vom 07.05.2005