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Alle 20 Sekunden eine
kritische Fahr-Situation

Verkehrswacht schult Besatzungen von Rettungswagen

Von Wolfgang Schäffer
Bielefeld/Bremen (WB). Fahrer von Rettungsdienst- oder Notarztwagen kommen bei ihren Einsatzfahren etwa alle 20 Sekunden in eine kritische Situation. Das Unfallrisiko steigt um das Achtfache gegenüber »normalen« Fahrten. Mit einem Schulungsprogramm soll das Gefährdungspotential jetzt verringert werden.

Insgesamt 80 Mitarbeiter der ASB-DRK-JUH-Rettungsdienst Bielefeld gGmbH (das kleine »g« steht für gemeinnützig) werden am Training der Deutschen Verkehrswacht Bielefeld teilnehmen, um sich gegen die enormen Anforderungen zu wappnen. »Einsatzfahrten können relativ schnell hohe Stressprofile erzeugen. Daher ist es wichtig. Schwachstellen zu erkennen, ihre Ursache zu ermitteln und umgehend zu korrigieren.« Dietrich Ungerer, seit 15 Jahren Professor für Sicherheitswissenschaft an der Uni Bremen, hat nach einer Untersuchung von Polizei-Einsatzfahrten erkannt, dass die einwandfreie Beherrschung des Fahrzeugs als Ausbildungsziel im Vordergrund stehen muss.
Genau das steht nach den Worten von Verkehrswacht-Sprecher Thomas Güttler im Mittelpunkt der Trainingstage auf dem Übungsplatz in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben theoretisch-rechtlichen Grundlagen bei den »Fahrten mit Sonder- und Wegerechten« wie die offizielle Bezeichnung der Einsätze mit Blaulicht und Martinshorn lautet, gehe es vor allem um die Beherrschung der Fahrzeuge in Extremsituationen.
Ansgar Luxen von der gGmbH Bielefelder Rettungsdienste weiß aus Erfahrung, dass an Kreuzungen, Einmündungen, Ein- und Ausfahrten oder bei Überholmanövern auf dem Weg zum Einsatzort oder zurück zur Klinik die meisten Gefahren lauern. »Gerade für jüngere Kollegen ist es deshalb enorm wichtig, das Verhalten der Fahrzeuge in heiklen Verkehrssituationen richtig einschätzen zu können. Und auch den Rettungsassistenten auf den Notarztwagen kommen die Schulungen sehr entgegen.« Kein Wunder, dass es nach dem ersten Trainingstag im März nur positive Reaktionen gab. An diesem Wochenende muss die zweite Gruppe ran. Luxen würde es begrüßen, wenn Schulungen dieser Art durchgängig in allen Städten und Gemeinden erfolgen könnten. Aber er weiß, dass so etwas meist an den Finanzen der Rettungsdienste scheitert. . . 

Artikel vom 07.05.2005