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»Für das Bruch
steht einiges
auf dem Spiel«

Walter und Gröver reden Klartext

Versmold (igs). »Hier muss keiner durchfahren«, sagt Bernhard Walter. Hier -Êdamit meint der Diplom-Biologe und Leiter der Biologischen Station Gütersloh-Bielefeld das Naturschutzgebiet Versmolder Bruch. Eine Forderung, die Wilhelm Gröver, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis Gütersloh, klipp und klar unterstützt: »Wir sehen in der Sperrung große Vorteile für den Naturschutz«, betonte Gröver gestern auf Anfrage.

Walter informierte am Dienstagabend 32 Interessierte auf Einladung der Versmolder FDP nicht nur über die Natur- und Pflanzenwelt im Bruch, sondern lieferte zahlreiche Argumente, die aus seiner Sicht für die Sperrung sprechen. Schließlich steht am 22. Mai der Bürgerentscheid an, in dem darüber abgestimmt wird, ob die Rebhuhnstraße im Naturschutzgebiet für den Durchgangsverkehr gesperrt wird oder nicht. »Für das Bruch steht einiges auf dem Spiel.« Der Durchgangsverkehr gefährde Tierarten, die dort nisten und Futter finden, teilweise sowieso schon bedroht seien.
Ein Beispiel: die Rohrweihe, die in NRW als stark gefährdet gelte. Oder der Brachvogel. Zehn Brutpaare nisten im Bruch. Die Jungen sind Nestflüchter, sind sofort selbstständig und gehen auf Nahrungssuche. Dies tun sie gerne in nicht so stark bewachsenen Flächen - also in der Nähe der Straße, auf die sie so auch gelangen. Dass die Vögel in der Nähe der Straße brüten würden, bedeute nicht, dass von der Straße keine Gefahr ausgehe. Vielmehr führe die hohe Anzahl der Paare dazu, dass auch in der Nähe der Straße Nester zu finden seien.
Gefährdet seien auch die Amphibien. »Natürlich wird die Straße während der Hauptwanderzeit gesperrt. Doch es gibt hier nicht nur die Erdkröte und den Grasfrosch«, verweist der Biologe auf Molche und die Wasserfrösche, »die jetzt erst loslegen. Die Amphibien sind den ganzen Sommer über gefährdet - und nicht nur dann, wenn die Straße gesperrt ist. Es gibt keine geballte Wanderung, sondern eine permanente.« Ebenfalls gefährdet sieht er die verschiedensten Libellenarten, die in Versmold teilweise nur noch im Bruch zu finden sind. »Hier geht, es um persönliche Bequemlichkeit. Wenn man durchs Bruch fährt, ist man zwei, drei Minuten schneller.« Ausweichstrecken gebe es, auf denen man natürlich Vorkehrungen treffen und schauen müsse, wo Schwachstellen und Gefahrenpunkte seien. »Die Spurbahnen bringen nichts.«
Wilhelm Gröver erinnert daran, dass die Untere Landschaftsbehörde die Sperrung schon mit dem Ausbau der Kämpenstraße gefordert hatte. »Die Schutzwürdigkeit ist im Bruch, gerade was die Vogel- und Tierwelt angeht, so konzentriert, wie man es im Kreisgebiet nicht noch einmal findet.« Er sehe keine Schwierigkeiten, dass sich der Verkehr auf andere Strecken verteilen könne. »Das Bruch ist über die Kreisgrenze hinaus bekannt. Wenn die Leute hören, dass eine Straße mittendurch führt, stößt das immer wieder auf Unverständnis.«

Artikel vom 05.05.2005