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Pablo Picasso in der
Wunderkammer

MARTa-Eröffnung mit »(My private) Heroes«

Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Herford (HK). »Der Held in der Kunst« ist ein Thema, das die europäischen Ausstellungsmacher bisher lieber gemieden haben. Nun wagt sich Jan Hoet auf dieses heikle Terrain. Er zeigt zur Eröffnung des Museums MARTa an der Herforder Goebenstraße von Samstag, 7. Mai, an »(My private) Heroes«.

»Gerade die Deutschen sind angesichts der Erfahrungen der beiden Weltkriege, des Faschismus und Sozialismus in Sachen Helden sehr vorsichtig«, hat Kuratorin Véronique Souben festgestellt. Andererseits würden in den Medien Idole und Stars zu großen Helden stilisiert. Nie habe sich das Bild des Helden in Kunst und Gesellschaft so stark verändert, wie in den vergangenen zwei Jahrhunderten. Diese spannende Entwicklung des Heldenbildes aus möglichst vielen Blickwinkeln zu beleuchten, sei Ziel der Ausstellung.
Ursprünglich wollte der frühere »documenta«-Chef Jan Hoet zur Eröffnung des von Frank Gehry konzipierten Museums nur seine eigenen Helden der Kunst präsentieren - »quasi als Abschied von meiner bisherigen Arbeit und als Neuanfang in Herford, wo die Verbindung von Kunst und Design künftig eine größere Rolle spielen soll«, erklärt er. »Für mich waren Künstler immer die größten Helden, weil sie die Wirklichkeit auf eine tiefere Art erfassen und darstellen können als wir«, sagt Hoet. Seine privaten Kunsthelden hat er in einer Art Wunderkammer versammelt, die er in der zentralen, 21 Meter hohen MARTa-Galerie aufgebaut hat. Hier finden sich Exponate des belgischen Expressionisten Constant Permeke ebenso wie Francis Bacons albtraumhaftes Kardinal-Bild und Arbeiten von Beuys, Richter und Picasso.
Das Thema Held fesselte Hoet so sehr, dass er immer weitere Aspekte erkannte und eine entsprechend vielfältige Werkauswahl traf. Den kleineren Galerien hat er jeweils zentralen Themen zugeordnet: So gibt es eine Art Rüstungskammer, in der sich Künstler wie Lovis Corinth, Anselm Kiefer und Andrea Serrano mit Harnischen, Helmen und Waffen kritisch auseinander setzen. Außerdem wird der Held als »Verletzter und Märtyrer« thematisiert und die Frage gestellt, ob auch Idole und Stars Helden sind. Neben dem »heroischen Portrait« -Êdiese bis heute häufigste Darstellungsform des Helden nutzten zum Beispiel James Ensor, Andy Warhol und Yves Klein - zeigt Hoet auch Skulpturen von Auguste Rodin, Markus Lüpertz und Enzo Cucchi, Fotografien von Robert Capa und James Nachtwey, Videokunst von Koen Theys und Installation von Luciano Fabro. Auch Mode von Dior und Mendinis berühmter Proust-Chair sind in den großzügig wirkenden Räumen unter den geschwungenen Gehrydächern anzutreffen. Die Ausstellung ist von 7. Mai, 15 Uhr, bis 14. August zu sehen. Infos: 05221/994430-0.

Artikel vom 04.05.2005