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Blitz(licht) und Donner

MARTa-Museum im Focus der internationalen Presse

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Das Bild ist spektakulär und wirkt wie eine (Kunst-) Inszenierung: Vor einem rabenschwarzen Gewitterhimmel zeichnet sich die Silhouette des verklinkerten MARTa-Museums ab. Das glänzende Dach und die dunklen Wolken bilden einen faszinierenden Kontrast. Die Fotografen drücken rasch auf die Auslöser ihrer Kameras. Gleich beginnt es zu regnen - und gleich beginnt die Eröffnungspressekonferenz.

Aus dem In- und Ausland sind Journalisten angereist. Sie schreiben für Tageszeitungen, Zeitschriften oder Kunst- und Architekturmagazine, berichten für den Rundfunk oder für das Fernsehen. Daniel Lampaert aus Antwerpen ist im Auftrag der »Origine«, einer niederländischen Kunstzeitschrift, vor Ort. »Das Gebäude ist phänomenal«, meint er. Während es draußen wie aus Eimern zu schütten beginnt und Donner grollt, lässt Lampaert seinen Blick immer wieder durch die hohen Hallen schweifen. Er ist ganz sicher: »Herford ist jetzt groß geworden, es kann sich zu einem zweiten Bilbao entwickeln.« Für das in Taiwan erscheinende Kunstmagazin »Artco Monthly« ist Korrespondent Emerson Kun-Sheng Wang von Hamburg nach Herford gekommen: »Ich glaube, hier wird ein geniales Konzept umgesetzt«, sagt der 37-Jährige. Etwas differenzierter betrachtet der Architekturkritiker und freie Journalist Klaus-Dieter Weiss (Minden) das Projekt: »Der Bau erhebt den Anspruch des Grandiosen, kommt aber mit seiner Verklinkerung etwas bieder daher.« Es sei schade, dass die Dachform eigentlich nur aus der Vogelperspektive richtig »zündet«. Kritische Worte gibt es auch zur »Helden«-Ausstellung. Manuela van Rossem (»Architektur und Wohnen«) ist Kunsthistorikerin und meint: »Mir ist das alles viel zu sehr auf Jan Hoet zugeschnitten - ohne persönliche Erklärungen findet sich der Besucher nur schwer zurecht.« Markus Rinke vom WDR spricht von einer einmaligen Architektur, hat jedoch ebenfalls Probleme, die Kunst einzuordnen: »Ich habe mir erstmal einen Katalog besorgt.« Vieles, meint er, wirke unsortiert. Für den Radiosender »Klara« arbeitet Lars Kwakkenbos (Brüssel): »Ich bin zwar kein Gehry-Fan, aber dieses Gebäude hat was.« Der Redakteur verweist zwar auf die vielen interessanten Gesichter der Ausstellung, hält das Thema »Helden« aber eher für »altmodisch«.
Als sich die Regenwolken verziehen, umschwirren die Fotografen wieder das Gebäude. MARTa sonnt sich im Blitzlichtgewitter.

Artikel vom 04.05.2005