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»Liebe Heuschrecken«

Jürgen Rüttgers und Friedrich Merz im Parkhotel


Gütersloh (mdel). Jürgen Rüttgers und Friedrich Merz schienen den Nerv der 400 Gäste im Parkhotel getroffen zu haben. Als der Ministerpräsidenten-Kandidat und das frühere CDU-Präsidiumsmitglied ihre Vorstellungen geäußert hatten, wie das Land wieder flott zu kriegen ist, ernteten sie gestern Abend stehende Ovationen. Auf Einladung des Wirtschaftsrates und der Deutschen Bank waren die Christdemokraten nach Gütersloh gekommen.
»Ich glaube, dass das Land Nordrhein-Westfalen eine ungeheure Kraft entfalten kann«, warb Rüttgers für seine Wahl. Ziel müsse es sein, die Ängste der Menschen zu überwinden. Gespickt mit Beispielen zeigte er auf, was seiner Meinung nach in NRW verkehrt läuft. Beispiel Bildungspolitik: »Ich möchte, dass die Absolventen nordrhein-westfälischer Schulen wieder lesen, rechnen und schreiben können. Das Auswendiglernen von Gedichten ist kein Anschlag auf die Menschenwürde.« Pünktlichkeit, Anstand und Fleiß seien keine Sekundärtugenden, sondern notwendig für das Leben. Einheitsschulen erteilte Rüttgers eine klare Absage. Ein weiteres Lieblingsthema des Kandidaten ist der Bürokratieabbau. Es müsse Schluss sein mit der organisierten Unverantwortlichkeit. Bürger und Unternehmen müssten mehr Freiheiten bekommen. In der Kritik sparte er seine eigene Partei nicht aus. Auch die CDU sei an dem Bürokratieaufbau in den vergangenen 20 Jahren nicht unschuldig.
Die von Franz Müntefering angezettelte Kapitalismus-Debatte griff Merz auf. »Liebe Heuschrecken«, begrüßte er schmunzelnd die Unternehmer im Saal. Man sollte unaufgeregt auf das Thema reagieren und dürfe das Verunsicherungspotential bei den Arbeitnehmern nicht unterschätzen. »Wir haben nicht zu viel Kapitalismus. Wir haben zu wenig Marktwirtschaft«, meinte Merz.

Artikel vom 04.05.2005