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Politischer Schlagabtausch
vor Haller Berufsschülern

Landtagskandidaten nehmen auf dem Podium Stellung

Halle (kg). Zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl wird der Ton manchmal etwas schärfer: CDU-Kandidat Günter Kozlowski spricht von »grünen Jobverhinderern«. Helga Lange kontert, seine 35 Vorschläge zum Bürokratieabbau seien »ihr einfach zu dürftig«. Die Schüler des Berufskollegs Halle waren gestern jedenfalls aufgefordert, sich ihr eigenes Bild zu machen.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Aula stellten sich die vier heimischen Bewerber um ein Landtagsmandat den Fragen der Schüler. Schule, Energie, Arbeits- und Wirtschaftspolitik -Êsie wussten durchaus, was sie wissen wollten. Die beiden Moderatorinnen aus ihren Reihen, Iris Heinemann und Viktoria Reinsch, verstanden es glänzend, Fragen und Beiträge über eigene Erfahrungen zu Gesamtpaketen zu schnüren.
»Einheitsschule« kontra differenziertes Schulsystem: »Wir wollen keinen Schulkrieg!« befürchtet Joachim Schultz-Tornau (FDP) »riesige Reibungsverluste« durch eine Schule für alle bis Klasse 10. Pflichtfortbildungen für Lehrer, vor allem im IT-Bereich, Studiengebühren in eigener Verantwortung der Hochschulen mit Aufbau eines Stipendien- und Darlehenssystems waren weitere Stichworte. 900 Lehrerstellen weniger in Niedersachsen, 4100 neue in Nordrhein-Westfalen: »Wir haben den Mut aufgebracht, zu längeren Wochenarbeitszeiten für Lehrer«, unterstrich Helga Lange.
Mittelstandsförderung ist für alle Politiker gleichermaßen angesagt. Ob diese allerdings gleichzeitig einhergeht mit Neueinstellungen, bezweifelt Ursula Bolte (SPD). »Von 1997 bis heute hat es im Mittelstand einen Zuwachs von 22 300 Unternehmen gegeben«, nannte sie Zahlen. Bei Großkonzernen gehe der Trend nach wie vor zu Entlassungen - trotz außerordentlich verbesserter Rahmenbedingungen und sehr guter Ergebnisse.
Sie wehrte sich entschieden gegen Kozlowskis Vergleich der Bundesländer, der sich vor allem auf Niedersachsens Erfolge berief, und verwies auf den Bergbau: Vor 30 Jahren habe es in NRW noch 500 000 Arbeitsplätze gegeben, heute nur noch 39 000.
Stichwort Bürokratieabbau: Ein Drittel der Arbeitszeit in mittelständischen Unternehmen gehe für Verwaltungsaufwand drauf, betonte Schultz-Tornau. »Bürokratie hemmt Investitionen«, findet Günter Kozlowski, der vor allem Doppelprüfungen abschaffen will. Er sieht keine Alternative zum Abbau von bürokratischen Strukturen - auch wenn es sich um einen langfristigen Prozess handelt. »Gehen durch die Auflösung der Bezirksregierungen denn nicht Arbeitsplätze verloren?« erkundigte sich ein Schüler. Während Kozlowski dann Mitarbeiter in anderen Verwaltungen, auch in Schulen beschäftigen will, nickte Ursula Bolte: »Viele werden mit einem goldenen Handschlag in den Ruhestand versetzt.«

Artikel vom 05.05.2005