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Wenn Unternehmer
wie Picasso handeln

Das verdrängte Risiko der Betriebsnachfolge

Von Martin Schrahe
Herford (HK). Unternehmer riskieren das Überleben ihrer Firma und damit häufig auch die wesentliche Existenzgrundlage der Familie, weil sie ihre Nachfolge nicht geregelt haben.

Viele mittelständische Unternehmer kümmern sich überhaupt nicht um das Thema der eigenen Nachfolge. Es gibt eine enorme psychologische Hemmschwelle sich mit dem eigenen Testament auseinander zu setzen. Das aufsetzen eines Testamentes ist keine Frage des Alters auch junge Selbständige sollten für den Fall der Fälle vorsorgen. Häufig entscheidet das Testament im Erbfall darüber, ob der Betrieb nach dem Tod und Ausscheiden des Inhabers weiter existieren kann oder nicht. Dies gilt insbesondere für familiengeführte mittelständische Unternehmen, die stark auf eine Unternehmerpersönlichkeit ausgerichtet sind.
Im Ernstfall führt das Fehlen eines Testamentes zu nicht kalkulierbaren steuerli-chen Belastungen durch Erbschaft- und Einkommensteuer. Die weitaus größte Gefahr lauert allerdings in Ausgleichs- und Abfindungsansprüchen. Häufig haben die Unternehmen nicht die notwendige Liquidität die weichenden Erben auszuzahlen.
Wer allerdings glaubt, in der Vergangenheit bereits ausreichend Vorsorge getrof-fen zu haben, sollte einmal genauer hinschauen. Viele Testamente sind unwirksam, weil sie veraltet sind oder gar nicht mit dem Gesellschaftsvertrag abgestimmt worden sind.
Oft werden bestehende Testamente nicht an die veränderten unternehmerischen familiären und steuerlichen Rahmenbedingungen angepasst. Diese Problematiken haben inzwischen auch die Banken erkannt und berücksichtigen daher eine Nachfolgeregelung entsprechend positiv bei dem Rating und der anschließenden Kreditvergabe.
Pablo Picasso hat sich geweigert, sein Testament zu unterzeichnen, weil er nicht sein eigenes Todesurteil unterzeichnen wollte. Viele mittelständische Unternehmer denken genauso und gefährden damit ihr Lebenswerk. Die Vorbereitung der Unternehmensnachfolge erfordert ein systematisches Vorgehen, dass auch menschlich-sensible Aspekte einbeziehen muss. Es gilt, hier eine Strategie zu entwickeln, die persönliche Vorstellungen und gesellschafts-, steuer- und erbrechtliche Problemlösungen einbezieht.
Kompetente Berater helfen das Unternehmen erfolgreich auf die nächste Generation zu übertragen.

Artikel vom 07.05.2005