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Aus der B-Liga in den Heidewald

»Sport ist mein Leben«: Werner Otto im Fußball und Tischtennis stark

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler aus der Stadt vorstellt, die in ihren Vereinen Besonderes leisten oder geleistet haben. In der 28. Folge dreht sich alles um Werner Otto, Fußballer und ehemaliger Tischtennisspieler.

Die Familie Otto ist nicht nur in Schloß Holte-Stukenbrock, sondern bis über die Stadtgrenzen hinaus durch ihre sportlichen Erfolge und ihr sportliches Engagement bekannt. Nur einer von ihnen hat es jedoch geschafft, in gleich zwei Sportarten Bestleistungen zu zeigen und in höheren Ligen zu agieren: Werner Otto spielte damals sogar in der dritten Fußballklasse beim FC Gütersloh und zudem in der Tischtennis-Bundesliga.
Genauso wie viele weitere Fußballbegeisterte begann Werner Otto bereits im jüngsten Kindesalter mit dem Kicken beim VfB Schloß Holte, besuchte jedoch schon mit neun Jahren parallel das Tischtennistraining. »Meine Laufbahn war zunächst ein einziges Wechselspiel zwischen den beiden Sportarten«, erzählt der 47-Jährige. Priorität hatte aber zunächst das Spiel an der Holzplatte, mit der Zelluloidkugel legte Otto eine Steilkarriere hin. Über den Lippstädter TV kam er 1975 zur Warendorfer SU und zählte erst 17 Lenze, als er in der zweiten Bundesliga eingesetzt wurde. »Tischtennis habe ich bewundert. Fußball ist ein Mannschaftssport, aber hier spielt man für sich selbst und zusätzlich für das Team«, gibt Werner Otto eine Begründung dafür, dass der Sport, der Reaktionsschnelligkeit und Beweglichkeit fordert, für ihn zunächst Vorrang hatte. Kurz vor dem Sprung in den professionellen Bereich - Otto war zwischenzeitlich sogar in der Westdeutschen Auswahl aktiv - warf der Bankkaufmann jedoch das Handtuch. »Ich hätte umziehen müssen, das war es mir aber nicht wert«, erklärt er und zog statt dessen Freundschaften und schließlich auch den Fußball vor.
Aus der Kreisliga B - Otto lief dem Leder zunächst nur in der zweiten Seniorenmannschaft des VfB Schloß Holte hinterher - wechselte er schließlich zum Amateuroberligisten FC Gütersloh. Dieter Brei, langjähriger Trainer, wurde im Heidewald Coach und holte den freiwilligen Feuerwehrmann in die Kreisstadt. Die Medien stellten den etwas merkwürdigen Transfer in der Öffentlichkeit zwar in Frage, doch Werner Otto rechtfertigte seine Verpflichtung mit guten Leistungen, hatte er doch mit 135 absolvierten Partien die fünftmeisten Einsätze in der Geschichte des FCG. Mit seiner läuferischen Stärke und seiner Rolle als Spielgestalter im linken Mittelfeld wurde er zu einer festen Größe beim damaligen Drittligisten. »Vom Dorfe kommend dann auf einmal vor dem großen Heidewaldstadion zu stehen, war schon ein gigantisches, aber auch merkwürdiges Gefühl«, erzählt Otto rückblickend. Ein besonderes Erlebnis war für ihn das Erreichen der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals, wo es gegen den Erstligisten BW Berlin - damals noch mit Akteuren wie Karl-Heinz Riedle und Holger Gehrke - vor 15 000 Zuschauern eine 1:5-»Klatsche« gab. Zudem gelangten die Gütersloher in die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga.
Unter Heribert Bruchhagen (»Vielleicht war er sauer, dass ich ihm beim FCG den Stammplatz genommen hatte«) als Übungsleiter kam Werner Otto schließlich nicht mehr zum Zuge und kehrte zum VfB Schloß Holte zurück. 1988 stieg er direkt in die Landesliga auf, wurde nach Dirk Hachmeister selbst Spielertrainer und verstärkte die Blau-Weißen auch durch seine Erfahrung. »Natürlich bin ich durch meine Zeit beim FC Gütersloh besser geworden und hatte eigentlich auch keine Probleme, die Mannschaft zu betreuen«, sagt Otto zu seiner »zweiten« Karriere bei den »Löwen«, wo er als Spieler des Alt-Herren-Teams seine Laufbahn ausklingen lässt. Sportliche Höhepunkte, wie die Begegnung mit der Uwe Seeler-Traditionself im Jahr 1998, blieben natürlich nicht aus, gehörte er doch zu dem Team, das die Westdeutsche »Ü32«-Meisterschaft an die Oerlinghauser Straße holte.
Die Leistungen Werner Ottos sind zu bewundern, er hat es geschafft, gleich in zwei Sportarten parallel deutliche Akzente zu setzen. Aus seiner Familie scheint sich jedoch kein Nachfolger zu finden, Sohn Marco interessiert sich eher weniger für Fußball und Tischtennis. »Der schraubt lieber an Autos rum, was ich aber wirklich überhaupt nicht schlimm finde. Jedem das Seine«, erzählt der Vater und gibt zu, mittlerweile nicht mehr Wochenende für Wochenende am Sportplatz des VfB Schloß Holte auffindbar zu sein. »Jetzt ist mal meine Frau dran. Sie hat zu meiner Zeit so manche Tage ohne mich verbringen müssen«, sagt Werner Otto schmunzelnd.

Artikel vom 05.05.2005