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»Wahnsinn« begeistert Hüllhorst

Mit 27 Mannschaften der größte Handballverein im Kreis - 600 Handballer

Von Volker Krusche (Text und Foto)
Hüllhorst (WB). »Wahnsinn der begeistert - HSG Hüllhorst«. Als Karl Halstenberg, der »Vater der HSG«, die Handball-Spiel-Gemeinschaft im Jahr 1989 anschob und sie zusammen mit dem Fachwart des SV Hüllhorst-Oberbauerschaft, Jochen Struckmeier, per Gründungsvereinbarung auf den Weg brachte, da ahnte er noch nicht, welch positiven und erfolgreichen Weg diese Entscheidung nehmen würde und warum der »Wahnsinns-Slogan« in der Gemeinde in aller Munde ist.

Jedes Kind in Hüllhorst soll in der HSG spielen, wiederholte Halstenberg immer wieder seine Hoffnung. Nicht einmal zwei Jahrzehnte, nachdem die HSG aus den Vereinen des SV Schnathorst und des SV Hüllhorst-Oberbauerschaft hervorgegangen war - Hintergrund war eine Zentrierung des Handballs durch den Neubau der Sporthalle -, dürfte Halstenberg mit dem, was sich entwickelt hat, mehr als zufrieden sein. Mit elf Mannschaften aus beiden Vereinen begonnen, entwickelte sich die große Handball-Familie zahlenmäßig nicht wie bei anderen Spielgemeinschaften zurück, nein, sie legte ständig zu und stellt in der neuen Saison mit sage und schreibe 27 Mannschaften erstmals den größten Verein im größten Handballkreis Deutschlands.
Die ersten Jahre waren allerdings wie bei vielen Fusionen von einer Findungsphase geprägt. War man bis dahin stets der nachbarschaftliche Konkurrent, so zog man nun an einem Strang. Der entscheidende Kick, dass die HSG Hüllhorst den heute von vielen neidisch betrachteten Weg beschritt, war eine Sitzung des Vorstandes im Jahr 2000, zu der man auch den Moderator und Vereinsberater des Landessportbundes, Holger Vette, begrüßen durfte. »Der hat uns erst einmal deutlich vor Augen geführt, dass wir zu viele Aufgaben doppelt anpacken würden, sich dadurch Reibungsverluste und Kommunikationsprobleme ergeben würden«, so Uwe Halstenberg, heutiger Fachwart des SVS. »Die HSG war schnell gewachsen, aber die Struktur fehlte immer noch«, ergänzte sein Pendant auf Seiten des SVHO, Markus Obermeier. »Vette hat uns gezeigt, wie engagierte Leute zusammenfinden können. Es war gut, dass jemand von außen mal draufgeschaut hat und den Finger auf die Wunde gelegt hat«, fügt Männerspiel- und Jugendwart Marco Stremming hinzu. Diese Sitzung war jedenfalls der entscheidende Anstoß dazu, dass neue Strukturen aufgebaut, alle Bereiche detailliert aufgeteilt wurden. Heute stellt sich die HSG Hüllhorst als auch in seiner Führung enorm junger Verein da. Ein neunköpfiger, nicht nur an Jahren junger, sondern auch vom Denken und Handeln jung gebliebener Vorstand, mit einem zukunftsorientierten Unterbau. So geht man auch in Sachen Trainer einen viel versprechenden Weg, in dem jedem erfahrenen Übungsleiter ein Jugendlicher als »Co-Trainer« an die Seite gestellt wird. Interne Trainerfortbildungen tragen ein Übriges dazu bei. Alle arbeiten Hand in Hand nach einem vorgegebenen Schema.
Die Entwicklung der HSG Hüllhorst ist nicht nur rasant, sie ist auch bemerkenswert. So stieg die Zahl der Handballer inzwischen auf rund 600 an. Nicht zuletzt auch ein Ergebnis einer breit angelegten Arbeit. Nichts wird dem Zufall überlassen, nichts wird vergessen. So kümmert sich beispielsweise Volker Schlums um die Öffentlichkeitsarbeit und erhält von den Medien für seine Unterstützung viel Anerkennung, was natürlich eine gute Außenwirkung der HSG garantiert. Holger Kleffmann zeichnet derweil neben dem Bereich der Schiedsrichter auch für das Marketing verantwortlich. In einem jungen, immer weiter expandierenden Verein ebenfalls ein Muss. 270000 Zugriffe auf die HSG-Homepage sprechen Bände. Zudem schuf man in den letzten Jahren ein auf die HSG abgestimmtes »Corporate Identity«, z.B. einen auf allen Dingen wiederkehrenden Schriftzug »HSG Hüllhorst«. Inzwischen gibt es sogar schon einen eigenen Fan-Shop, in dem vor allen Dingen Kleidungsstücke rasenden Absatz finden. Selbst Lätzchen für die Kleinsten mit dem HSG-Logo sind im Angebot. Und noch ein weiteres Detail fördert den Wiedererkennungswert: die Farben Blau und Gelb von Trikot und Sporthose. »Inzwischen suchen sich alle Mannschaften ihre Spielkleidung nur in diesen Farben aus, spricht man von uns auch schon von den Blau-Gelben«, berichtet Holger Kleffmann. Immer wieder taucht hier auch der Slogan »Wahnsinn der begeistert - HSG Hüllhorst« auf. Auch im Saisonheft, in dem jede der 27 Mannschaften mit Bild und Text vorgestellt wird.
Der Vorstand der HSG trifft sich alle drei bis vier Wochen und handelt dabei stets eine sehr umfangreiche »ToDoListe« ab. Eine Vorstandssitzung pro Jahr - und das ist neu - wird gemeinsam mit den Mannschaftsführern durchgeführt. Bei allem Wirken stehen Konzepte und Strategien im Vordergrund. Und so greift man auch in diesem Jahr wieder mit dem Vorstand im Rahmen einer zweitägigen Veranstaltung im Sauerland auf Holger Vette zurück. »Strategie ist die Kunst, sich zu Kratzen, bevor es juckt«, wirft Obermeier in diesem Zusammenhang ein.
Ein Garant des Erfolges der HSG Hüllhorst ist sicherlich auch die Tatsache, dass einzig den Trainern leistungsbezogen, heißt je nach Lizenz und Aufwand, Geld bezahlt wird. »Spieler bekommen bei uns nichts«, so Stremming. Und dennoch bleibt z.B. die Landesligamannschaft der Herren zusammen. Einige ihrer Besten haben schon viele lukrative Angebote aus der Umgebung erhalten, entsagten aber dem Lockruf des Geldes. »Auch das ist ein Geheimnis des Erfolgs. Wird sind eben eine große Handballfamilie. Bei uns wird das Geld vielmehr in die Nachwuchsarbeit gesteckt«, macht Uwe Halstenberg deutlich. »Geld für Topspieler würde unsere Vereinsstruktur nur durcheinander bringen. Dann wäre alles vorbei!«
Sehr rege ist die HSG auch in ihren Werbemaßnahmen nach außen. So werden in den ersten und zweiten Klassen und an die älteren Jahrgänge der Kindergärten Handzettel für ein Mini-Konzept verteilt, findet ein Grundschul-Sportfest statt, an dem sich 3. Klassen nicht mit ausgesuchten Kindern, sondern der ganzen Klasse beteiligen, wobei neben einen Handballturnier durch Koordinationsübungen, dem Ausfüllen eines Fragebogens und dem Malen eines Bildes neben sportlichen Fähigkeiten auch Kopfarbeit und kreatives Einbringen gefragt ist. In den Ferien bringt man sich durch ein Handball-Camp für acht- bis zehnjährige Kinder aus dem Verein und der Grundschule ein. Daneben werden innerhalb des Vereins vielfältige Angebote präsentiert.
Die HSG Hüllhorst ist aber nicht nur ein Verein für sich, sie versteht sich auch als Teil der Gemeinde. So bringt man sich bei der Adventsstraße in Hüllhorst, dem Nikolausmarkt in Schnathorst, Osterfeuer oder Dorffest ein. Die Vorstandsmannschaft der HSG ist sich ihrer Verantwortung bewusst und überlässt nichts dem Zufall. Der Blick geht nach vorn - auf eine gute Zukunft.

Artikel vom 05.05.2005