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»pro grün« als Miesepeter und
als Dauernörgler abgetan

Für diesen Leser sind die Vorwürfe eher ein Eigentor


Die Aussagen der Paderborner Werbegemeinschaft zum Frühlingsfest kritisiert dieser Leser:
Da sind die Paderborner »Stützen der Gesellschaft« in Person von Dr. Ulrich Bittihn (Chef der Volksbank, der in seinem Unternehmen ordentlich Arbeitsplätze und Filialen abbaut) und Klaus Bruns (Vorsitzender der Werbegemeinschaft, die viel Geld für rote Teppiche ausgibt) aber hart ins Gericht gegangen mit »pro grün«! Haben sie doch endlich die Miesepeter, Dauernörgler und Kritikaster in Paderborn entlarvt, die dem wirtschaftlichen Fortschritt in unserer schönen Stadt im Wege stehen. Ja, was haben die sich denn zu Schulden kommen lassen? Sie haben das Projekt am Schützenplatz nur auf die Vereinbarkeit mit dem geltenden Recht überprüfen lassen und diese Überprüfungen fielen nun leider nicht zur Zufriedenheit der »Macher« aus.
Als Mitglied einer demokratischen Rechtsgemeinschaft bin ich immer davon ausgegangen, dass alle Mitbürger sich an die Spielregeln des geltenden Rechts halten müssen. Wenn hier diejenigen, die auf der Einhaltung der rechtlichen Normen bestehen , als »Kritikaster« bezeichnet werden, so ist das mehr als bedenklich. Was würden wohl die betroffenen Personen sagen, wenn ihnen selbst berechtigte Ansprüche z.B. mit dem Argument versagt würden, sie seien schon reich genug und könnten auf ihre Ansprüche verzichten. Juristisch genauso unhaltbar wie im umgekehrten Fall die Durchsetzung unbegründeter Ansprüche, oder?
Wir leben ja nicht mehr im Zeitalter des Französischen Sonnenkönigs nach dem Motto »Der Staat bin ich«. Es geht doch nicht an, dass in Zeiten wirtschaftlicher Probleme mit dem Argument der Sicherung von Arbeitsplätzen alle demokratisch beschlossenen Regelungen außer Kraft gesetzt werden können. Ich verstehe daher auch nicht die Claqueure der christlich motivierten oder liberalen Ratsvertreter in Paderborn, denen offensichtlich die Rechtslage ziemlich egal ist.
Ich wurde von anderen Paderborner »Stützen der Gesellschaft«, die nicht öffentlich auftreten wollten, als Mitglied von »pro grün« darauf angesprochen, etwas zu unternehmen, den Zitat - »Schwachsinn« einer Multifunktionshalle am Schützenplatz zu verhindern. Dieser Leserbrief ist ein wahrscheinlich untauglicher Versuch und damit zumindest nicht strafbar.
Ich will aber nicht in den Verdacht eines »Miesepeters« kommen. Natürlich liegen auch mir Arbeitsplätze in und um Paderborn am Herzen. Statt der Errichtung fragwürdiger Prestigeobjekte mit kurzfristigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sollten Stadt und/oder Volksbank mal darüber nachdenken, den einzig nachdenkenswerten Vorschlag von Mitbürger Willi Ernst aus der Diskussion über die Erhöhung der Gaspreise umzusetzen: Förderung oder Unterstützung durch verbilligte Kredite oder Gewährung von Subventionen an Eigentümer von Altbauten in Paderborn für Maßnahmen der Reduzierung des Energieverbrauchs. Das ist angesichts der zukünftig unvermeidlich steigenden Energiekosten eine Investition in die Zukunft und schafft langfristig Arbeitsplätze für heimische Unternehmen ohne die Gefahr europaweiter Ausschreibungen. Das sind zukunftsorientierte Ideen und nicht die Schaffung von überflüssigem Parkraum im Zentrum der Stadt. Der Feinstaub lässt grüßen.GÜNTHER KLEY
Kerssenbrockallee 18
Paderborn

Artikel vom 07.05.2005