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Seute Appelsin mitten in'n Kriege geeten

Plattdeutsches von Pastor Wilhelm Dullweber

Stemwede-Levern (weh). Ein seltenes Jubiläum feiert heute Pastor Wilhelm Dullweber. Seit sieben Jahren schreibt er wöchentlich für unsere Zeitung die Rubrik »Datt ess ett wesen«. Zudem veröffentlicht er heute die 350. Ausgabe. Sie hat den Titel »Eine Kissen Apelsinen«.

In düssen Wirken, wo dei schreckliche Krieg sechstig Johr tau Enne ess, wett vierl dorower vetellt un schriebm. Mie föllt dor auck noch wir ne aule Begiermheit in. Zwei von mine Unkles von Mutters Siete wöhrn auck im Kriege.
Unkel Heinrich, mien Pat'n Unkel, dei was in Norwegen in Trontheim stationiert, ziemlich bett tau lest un denn möss hei ner anne Ostfront un dor es hei ner im April viehmfärtig falln.
Oss hei in Norwegen wass, der kräg hei Hochtiedsurlaub un bröche vö siene Frue un vö siene beidn Süsters ein Geschenk mett, jeder kräg ein Silberfuchs oss Pelz taun ümmehangen im Winter. Ick seh sei vöndage ner vömie dei drei Frunslür mett öhrn Silberfuchs ower dei Schullern. Sei wöhrn olle ganz stolte dorup.
Unkel Gustav dei was in Italien ünn upp Sizilien, so heff hei mie datt denn vetellt. Oss hei einmärl in Urlaub wass, ick was dermäls so acht oder niergen Johr ärlt, der hörr hei ein Italjenisches-Dütsket Wörterbauck bie sick un wie hätt denn italjenisch übet. Doch oss dei Urlaub vö bie wass, der wüsse ick auck kein Wort mehr dorvon.
Doch hei hörr uss tauseggt, wenn upp Sizilien dei Apelsien rieb wöhrn denn woll hei uss ne ganze Kissen schicken. Un Unkel Gustav heff sien Wort härln. Hier gaff ett dermäls je blauß tau Wiehnachen vö jedet Kiend eine Apelsien. Eines Dages kamm dei grätn Kissen an. Wie mössen sei mett ein Handwagen vonne Post haaln.
Un oss sei bie usen Opa uppmaket wurd, der wöhrn datt fief hennige Kissen un jede Familie kräg eine dorvon. Watt heff wie us freuet. Doch dei estn Apelsin dei schmickere ner ziemlich sur, doch denn läutn wie dei annern ner Dage un Wirken liggen, un sei wurn jümmern säuter.
Doch eines gouen Dages, wass dei estn Apelsin oll fuul wurn, un nu wurd dei Rest an ein Dage uppgirtn. Datt was ein richtig Fest vö us Kinner, Apelsin taun satt etn, un datt mittn im Kriege, datt heff ett därmals vö uss ower blauß einmärl gierm. Kiek, sehr ess datt wesen.

Artikel vom 04.05.2005